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Burgenlands Landwirtschaft

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Bei der Landnahme des Burgenlandes, bezeichnet durch den Beschluß der interalliierten Militärkommission im August 1921 und dem Protokoll von Venedig vom 13. Oktober 1921 wurden 3965 Quadratkilometer eines vernachlässigten Gebietes übergeben. Westungarn hatte nie besondere Förderung aus Budapest erfahren, die Landwirte waren auf Eigenproduktion eingestellt. Es galt zunächst die Produktion zu steigern, nicht nur flächenmäßig die Hektarerträge, die jetzt doppelt so hoch sind wie damals, zu verbessern, sondern neue Flächen dazuzugewinnen. Im Bereiche des eingeebneten Südostwalls wurden 2000 Hektar den durch Melioration gewonnenen 12.000 Hektar angefügt. Es lohnt sich jetzt, in den Tagen der Landesausstellung, auch auf die Fortschritte der Mechanisierung zurückzublicken. Allein in den vier Jahren seit 1953 hat sich der Stand der Traktoren von 1119 auf 4337 erhöht. Im Jahre 1945 gab es im Burgenland überhaupt keinen Mähdrescher, 195 3 deren 60, heute 355. Auch die Hauswirtschaft nahm an der Mechanisierung teil. In vier Jahren, seit 1953, ist die Zahl der Waschmaschinen von 45 auf 2749, die der Elektroherde von 48 auf 1158, die der Warmwasserspeicher von 48 auf 444 und die Zahl der verwendeten Kühlschränke und Tiefkühltruhen von 51 auf 510 gestiegen.

Der Maisanbau hat im nördlichen Burgenland, das für ihn prädestiniert ist, durch Heranziehung von Saatmais große Erfolge erzielt. Die Produktion steigt weiter an. Der Futteranbau erhöhte gleichfalls seine Erzeugung. Im Obstbau werden gehobene Qualitätsstufen erreicht durch Vereinheitlichung der Sorten und die Kulturmaßnahmen, wie Schädlingsbekämpfung. Im Vordergrund steht die Versorgung des Wiener Marktes. Die Ananas aus dem Burgenland ist ebenso ein Begriff geworden, wie auf dem Gemüsesektor der Neusiedler Salat. Das Gebiet um Neusiedl, klimatisch und bodenbegünstigt, liefert Frühsalat nach ganz Oesterreich. Wichtig ist der Anbau von Majoran und Gurken. Auch der Weinbau sieht auf Qualitätssteigerung und Sortenvereinheitlichung. In einer Halle der Landesausstellung erzählen Trauben die Geschichte unablässiger Arbeit. Für den Frostschutz werden Geländeheizöfen erwogen, und es ist nicht ohne Bedeutung, daß man auch dem graphisch-künstlerischen Bilde bei der Frage der Etikettierung gebührende Beachtung schenkt.

Auf dem Gebiete der Tierzucht ist viel getan worden. 1938 gab es im Burgenland einen Rinderstand von 20.000, 1956 sind es 19.000. Trotz Verringerung des Standes ist die Produktion von Milch und Butter gestiegen. Je Milchkuh werde in einem Jahre durchschnittlich 3137 kg Milch mit 3,94 Prozent Fettgehalt erzielt. 1946 belief sich die Milchproduktion auf 5,5 Millionen, 1956 auf 59,5 Millionen Liter. Die Schweinezucht, nach dem Kriege völlig darniederliegend, hat den Bestand von vor 193 8 überschritten In zwei Gebieten werden die vielgeschätzten Pferde herangezogen, im Norden des Landes das Warmblut, im Süden das Kaltblut.

Ueberaus beachtlich ist der Aufbau der zerstörten Gehöfte in einem Lande gewesen, das wie kein anderes die Kriegsfurie zu erdulden hatte. 4883 Schadensfälle waren angemeldet worden. Für die Wiederaufbauhilfe hat das Land 33,104.338 Schilling flüssig gemacht.

Hervorragend ist das landwirtschaftliche Schulwesen. Bei der Landnahme gab es keine Schulungsstätten dieser Art. Jetzt stehen in Eisenstadt und Güssing solche mit angeschlossener Wirtschaft zur Verfügung, außerdem in Neusiedl, Oberpullendorf und Oberwarth Bauernschulen sowie in den Bezirken Eisenstadt, Oberpullendorf und Güssing je zwei Haushaltschulen für die weibliche bäuerliche Jugend. Seit 1946 haben 2000 Schüler und Schülerinnen diese Schulen absolviert. Im letzten Winterhalbjahr verzeichneten die Abendkurse der Burgenländischen Landwirtschaftskammer 15.512 Besucher. Der Erfolg dieser Kurse ist um so höher zu werten, als nicht nur die bäuerliche Jugend sondern zunehmend auch die älteren Jahrgänge den Wert fachlicher Beratung erkennen. Vorbildlich ist das Bemühen um den Landarbeiter- Wohnungsbau. Bis Ende 195 5 sind mehr als 1000 Eigenheime entstanden. 1956 wurden die nötigen Güterwege mit einem Gesamtaufwand von mehr als 5 Millionen Schilling erstellt.

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