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Notizen

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Mit dem Wintersemester 1955/56 beginnt die Wiener Katholische Akademie das zweite Dezennium ihres Bestehens. Schon in den ersten zehn Jahren, die insgesamt 20 Semester umfaßten, erwies die Wiener Katholische Akademie, daß sie die ihr zugewiesenen Aufgaben, die katholischen Gelehrten der Erzdiözese Wien zu . gemeinsamer Arbeit zu sammeln und in einer alle weltanschaulich bedeutsamen wissenschaftlichen Fachgebiete umfassenden Vorlesungs- und Vortragstätigkeit weiten Kreisen katholisches Glaubens- und Wissensgut zu vermitteln, zu erfüllen in der Lage ist. Wenn auch die Gestaltung der Lehrtätigkeit der Akademie in den ersten Jahren vielfach noch durch die Erfordernisse der Zeit und durch die Notwendigkeit der Behandlung aktueller Themen bestimmt war, so war doch das Präsidium der Akademie schon seit 1949 bemüht, die Lehrtätigkeit der Akademie in allen Fachgebieten immer systematischer zu gestalten. Die Akademie ist bestrebt, allen interessierten Katholiken ein Studium universale katholischer Bildung zu vermitteln und somit einen wertvollen Beitrag zur katholischen Kulturarbeit und zur Ueber-windung der Kulturkrise unserer Zeit zu leisten. Im kommenden Wintersemester 1955/56 tritt die Akademie wieder mit einer großen Anzahl von Vorlegungen und Vorträgen vor die Oeffentlichkeit. Im Mittelpunkt der Lehrtätigkeit im Wintersemester stehen Themenkreise wie „Mensch und Gnade“, „Analyse des modernen Sektenwesens“, „Krieg und Frieden nach der Lehre der Kirche“, „Der Tag des Herrn“, „Die Heiligung des Sonntags im Wandel der Zeit“. „Christliches Erziehungswesen“, „Christentum und Politik“, „Die Musikkultur der Mozart-Zeit“. „Die Kunst des Barocks“, „Das Gemeinwohl in der Demokratie“.

Hofrat kMsgr. Josef Schnitt, der Rektor und Neubegründer der Wiener Sängerknaben, starb am Montag nach einer Operation im Alter von ts4 Jahren. Hofrat Schnitt wurde am 7. Dezember 1886 in Mailberg in Niederösterreich geboren.

1909 zum Priester geweiht und 1921 zum Rektor der Hofburgkapelle ernannt. Als der Neubegrümder des Chors der Wiener Sängerknaben betreute er diesen vom Jahre 1923 bis wenige Tage vor seinem Tod. Für seine Verdienste wurde er mit dem Titel Hofrat ausgezeichnet. 1949 wurde ihm der Titel eines päpstlichen Ehrenkämmerers verliehen.

Der bekannte österreichische Kirchenarchitekt Professor Robert Kramreiter, seinerzeit Assistent des kürzlich verstorbenen Kölner Altmeisters Professor Dominikus Böhm, feierte am 18. September seinen 50. Geburtstag. Allein in diesem Jahre wurden nach seinen Plänen die neue Liesinger Pfarrkirche, ein sehr interessanter Rundbau, weiter die Salesianer-kirche „Don Bosco“ in Erdberg, bahnbrechend in der Verwendung modernsten Baumaterials, und das Knabenseminar in Mattersburg erbaut. Nach seinen Plänen erfolgt derzeit die Neugestaltung des Palais Palffy am Josefsplatz mit dem anschließenden Geschäfts- und Wohnbau in der Dorotheergasse. Kramreiter baut auch im Ausland, dort vor allem Industriebauten und Villen. Er ist Mitglied des Wiener Diözesankunstrates und seit ihrer Reaktivicrung nach 194? Präsident der Oesterreichischen Gesellschaft für christliche Kunst. Als solcher hat er im vergangenen Herbst die sehr eindrucksvolle und bedeutsame internationale Ausstellung moderner christlicher Kunst in der Secession durchgeführt. Besonders eingesetzt hat sich Kramreiter für die liturgische Bewegung, in deren Rahmen er die Gertrudskirche in Klosterneuburg und erst jüngst die Jakobskirche in Heiligenstadt umgestaltet hat.

Am 17. Oktober beginnen im Rahmen des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes in Wien wieder wie alljährlich die „Theologischen Kurse für Laien“. Die Kurse dauern 2KJühre und finden an je zwei Abenden in der Woche statt. Zusätzlich können Kurse aus Latein, Griechisch und Hebräisch besucht werden, die Verständnis für die kirchlichen Fremdsprachen vermitteln wollen. Prospektanforderungen' und Anmeldungen werden im Sekretariat „Theologische Kurse für Laien“, Wien I, 'Stephansplatz 3/II1, von 3. bis 14. Oktober täglich (äußer Samstag) von 17 bis 18 Uhr entgegengenommen. Für die österreichischen Katholiken außerhalb von Wien bietet der „Fernkurs für theologische Laienbildung“ eine analoge Einrichtung. Die neuen Jahrgänge beginnen am 1. März 1956. Voranmeldungen sind schon jetzt möglich. Bisher haben sich schon nahezu 3 500 österreichische Katholiken aus allen Berufsständen und Gesellschaftsschichten dieser beiden Möglichkeiten bedient.

Beim Aushub eines Neubaues in Mödling stieß man auf ein germanisches Frauengrab aus dem 4. oder 5. Jahrhundert. Unter den reichen Beigaben wurden gefunden: Um den Schädel ein Glaskumpf, ein Kamm, Silberfibeln und Silberohrringe, um den Körper und an den Händen ein Wirtel, eine zweite Silberfibel, eine Silberschnalle mit Dorn, ein geschliffener Achat, 20 Perlen aus Glas, Bronze und Bernstein, darüber zwei Röhrenperlen, der Rest eines Kupferdrahtes, ein Eisenmesser und ein Tongefäß. Ferner ein Silberspiegel (5,5 cm Durchmesser) und ein fast spannenlanger Bernsteinanhänger. Rätselhaft und nur aus den damaligen kultischen Bestattungsbräuchen verständlich sind die beigelegten Tierknochen über dem Kopf und beim linken Fuß. Jedenfalls handelt es sich bei dem Fund um eine vornehme Persönlichkeit. Der schöne Spiegel wurde absichtlich zerbrochen der Toten mitgegeben, um anzudeuten, daß ihr Leben zu Ende sei. Die bereits weitgesteckten Handelsbeziehungen jener Zeit zeigen sich in dem reichen Bernsteinschmuck (Ostsee), den Gläsern, die im Rheinland hergestellt wurden und in der Spiegelkultur, die aus Kleinasien stammt. Viele Fragen, wie die anthropologische Beschaffenheit des Skelettes, die kultischen Gebräuche und vor allem die Frage der-einsamen Lagerung im Tertiärboden des Wiener Beckens sind noch nicht gelöst und Werden erst durch wissenschaftliche Vergleiche möglich sein.

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