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Wird der Chemie-Unterricht vernachlässigt?

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Der vierte Projekt Wettbewerb für Haupt- und Polytechnische Schulen zum diesjährigen Thema „Chemie und Waschen - Reinigung, Pflege, Hygiene” hat alle Erwartungen übertroffen, das war das Urteil der Mitglieder des Verbandes Chemielehrer Österreichs (VCÖ).

Heuer nahmen 7.360 Schüler aus 180 Schulen aus ganz Österreich an dem Wettbewerb teil. 195 Projekte wurden zu der Arbeitsvorgabe „Chemie und Waschen” eingereicht. Die 33 Sonderpreise im Wert von je 6.000 Schilling wurden bereits in Villach vergeben.

Die acht Hauptpreise im Wert von je 20.000 Schilling überreichte der VCÖ den Schulklassen anläßlich einer Siegerehrung im Siemensforum Wien. Die Geldpreise werden zur Anschaffung neuer Versuchsgeräte verwendet.

Die vorgestellten Projekte sind sehr lehrreich. Die Hauptschule von St. Peter am Ottersbach in der Steiermark gewann unter der Leitung des

Lehrers Peter Raffler heuer zum zweiten Mal einen Hauptpreis. Seine Klasse versuchte ein Tensid aus Rapsöl herzustellen. Günther Riehle, Generaldirektor von BASF, begründete die Entscheidung der Jury: „ Wir sind an nachwachsenden Bohstoffen besonders interessiert.”

Der Präsident des VCÖ Johann Wiesinger erklärte zu Beginn der Feier: „Insgesamt steht es um die Naturwissenschafen an den österreichischen Schulen eher schlecht. Im Zuge der Schulautonomie werden 60 Prozent, der Chemiestunden gekürzt. An manchen Hauptschulen gibt es dadurch nur mehr eine Stunde Chemieunterricht pro Woche.”

Bundesministerin Elisabeth Gehrer protestierte in ihrer Ansprache und meinte: „Die Fächer Physik, Chemie und Biologie haben laut einer OECD-Umfrage im Vorjahr einen hohen Stellenwert. Nur eine wissenschaftliche Ausbildung kann nicht das einzige Werkzeug sein. Sprachen sind heute besonders wichtig. Die Schüler brauchen zwar ein gutes Basiswissen, doch darüberhinaus auch ein ,Erfah-rungslernen'. Exemplarisches Wissen alleine reicht nicht.” Gehrer plädierte für neue Lehr-, und Lernformen und wies darauf hin, daß dem fächerübergreifenden Unterricht ein besonderer Stellenwert zukommen müsse.

Entbürokratisierung

Tatsächlich ist die Schulautonomie ein Schwerpunktthema der aktuellen Bildungspolitik. Mitte 1995 wurde das Modellprojekt „Schule in Bewegung - Modellschulen entwickeln und erproben Schulautonomie” gestartet: „Durch ein schulzentriertes Vorgehen mit professioneller Beratung und größtmöglicher Kooperation und Transparenz soll die Handlungsfähigkeit der Schule erhöht, eine Kompetenzbereinigung und Entbürokratisierung erreicht und die Verantwortung und Kompetenz in der Verwaltung zusammengeführt werden”, erläutert Martin Stierle vom Unterrichtsministerium.

Dieses Projekt wird 1997 fortgesetzt und soll Anfang 1998 abgeschlossen werden. „Die konkrete Optimierung der organisatorischen Abläufe der Schnittstellen zwischen Schulen, Landesschulräten und Ministerium und weiterer sinnvoller Kompetenz-Neudefinition werden im Zusammenhang mit dem Modell-Lan-desschulrat Oberösterreich entwickelt”, so Stierle.

„Ziel der Schulautonomie ist, daß es an den Schulen mehr Handlungsspielraum gibt und nicht mehr alles über die Verwaltung des Ministeriums, den Landes- und Stadtschulräten läuft.”, erklärt Stierle.

So zum Beispiel kann die Schule über die Anschaffung von Geräten bis zu 100.000 Schilling selbst entscheiden. An der Erweiterung der pädagogischen Autonomie im Bahmen der Weiterentwicklung der Lehrpläne wird derzeit noch gearbeitet.

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