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Alle 90 Sekunden ein Zug

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Obwohl London das ausgedehnteste U-Bahn-Syatem der Welt hat, macht die Zunahme der Fahrgastzahlen, besonders auf der täglichen Fahrt zur Arbeit aus den Vororten oder von noch weiter her dn das Zentrum von London, einen weiteren Ausbau erforderlich. Im März 1968 eröffnete Königin Elizabeth II. die neue 16 Kilometer lange Victoria-Li nie — die erste vollautomatisch« Bahnstrecke der Welt —, die die seit langem notwendige Verbindung zwischen den wichtigsten Londoner Bahnhöfen der Eisenbahn herstellt und durch das Stadtzentrum und das Londoner Westend führt. Trotzdem fehlen im Stadtzentrum und im Londoner Einzugsgebiet — mit einer Bevölkerung von mehr als 8 Millionen — immer noch ausreichende U-Bahn-Verbindungen, und eine Verlängerung der Victoria-Linde dn Südost-London wird im nächsten Jahr eröffnet werden. Ein anderes Erweiterungsprojekt ist der Bau der iFleet-Linie, für den der Rat von Groß-London (GLC), dem die Londoner Verkehrsbetriebe unterstehen, unlängst grünes Licht erteilte. Auch diese Strecke wird mit automatischer Zugsteuerung ausgerüstet werden. Ein drittes Projekt, an dem in Kürze mit der Arbeit begonnen werden soll, ist der Ausbau der bereits bestehenden Piccadilly-Ldnie, durch den Londons größter internationaler Flughafen, Heathrow, mit dem Stadtzentrum verbunden werden soll. Die Vereinigung und Integrierung der Londoner Untergrundbahnen begann erst 1933, als Bus- und U-Bahn-Unternehmen in einem städtischen Unternehmen -m der

London Transport — zusammengefaßt wurden. Von da an wurde der Prozeß der Verbindung der verschiedenen Lir8en durch den Bau und die Verbesserung von Umsteigebahn-höfen jedoch beschleunigt, und die jüngsten Erweiterungen sollen rasche Verkehrsverbindungen für jene dichtbesiedelten Gebiete schaffen, in denen sie noch fehlen, sowie die Umsteigemöglichkeiten zwischen den acht verschiedenen Linden verbessern und sie entlasten. Die Gesamtbaukosten für die Fleet-Linie werden mit 86 Millionen Pfund (5,4 Milliarden Schilling) veranschlagt, verteilt auf neun Jahre. Dies schließt die Kosten des automatischen Fahrbetriebs ein. Die beim Bau der Linie anfallenden Schuldzinsen wenden aus öffentlichen Mitteln gedeckt; die Baukosten selber werden zu 75 Prozent von der Regierung und zu 25 Prozent vom GLC getragen.

Ähnlich stellt man sich die finanzielle Regelung für den Ausbau der U-Bahn bis zum Londoner Flughafen vor, der allerdings nur rund ein Sechstel kosten soll. Es wird eine Zwischenstation in Hatton Gross an der Südostecke des Flughafens eingerichtet werden, um die Hauptwartungszone zu bedienen und eine rasche Verkehrsverbindung für die auf dem Flugplatz Beschäftigten zu schaffen. Man rechnet, daß auf der neuen Strecke nach der Eröffnung im Jahr 1975 jährlich etwa 11,5 Millionen Passagiere befördert werden — davon 5,6 Millionen Fluggäste und 4,1 Millionen Flughafenpersonal. Durch diese relativ kurze neue Teilstrecke wird Heathrow direkt an das gesamte U-Bahn-Netz angeschlossen, wodurch London selber und ein großer Teil der Vororte rasch und bequem erreichbar werden. Die Fahrzeit von Hyde Park Corner bis Heathrow wird etwa 35 Minuten betragen und der Fahrpreis, auf der Basis der augenblicklichen Preise errechnet, 6 Shilling.

Das größte Schnellverkehrssystem der Welt, das sich heute schon über ein Gebiet von gut 2300 Quadratkilometer erstreckt in einem Radius von etwa 25. Kilometer um Charing Cross als Mittelpunkt, soll aber noch größer werden. Bereits jetzt umfaßt es 383 Streckenkdlometer, befährt weitere 400 und verfügt über eine Flotte von insgesamt 4311 Motorwagen und Anhängern.

Die U-Bahn befördert jährlich 676 Millionen Fahrgäste mehr als 50 Millionen Zugkilometer zwischen 276 Stationen Jnit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 32,5 Kilometer pro Stunde. An jedem Werktag von Montag bis Freitag befördert sie 2,2 Millionen Menschen zur Arbeit und von der Arbeit wieder nach Hause oder auf anderen Fahrten, während sich, alle sieben Wochentage gerechnet, der Tagesdurchschnitt auf 1,8 Millionen beläuft. Die durchschnittliche Länge der Fahrten beiträgt 7,6 Kilometer.

Der Transport der Londoner Mlllio-nenbevölkerung auf diese Art und Weise erfordert moderne Techniken und betriebliche Fähigkeiten wie nirgends sonst in diesem Maße; die Züge folgen einander hart auf den Fersen, mit Abständen, die nur zwischen 90 und 120 Sekunden betragen.

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