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Unser karantanisches Erbe

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Die bedauerliche Verschärfung des österreichisch-italienischen Rechtsstreites um eine echte Autonomie für die deutschsprachige und ladinische Volksgruppe in Südtirol hat auch in Österreich das Interesse an Fragen der Volksminderheiten wiedererweckt. Der in ausländischen Blättern in letzter Zeit öfter zu lesenden Mahnung, unsere Republik solle zuerst einmal die noch offenen Staatsvertragsverpflichtungen gegenüber den Kärntner Slowenen und burgenländischen Kroaten erfüllen, bevor sie internationale Hilfe für die Südtiroler begehrt, steht die Auffassung vieler Österreicher entgegen, daß sich die heimischen Slawen ohnehin jeder nur denkbaren Förderung erfreuten. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte!

Ein Blick auf die Volkszählungsergebnisse der letzten hundert Jahre zeigt uns, daß die seit 1400 Jahren in Kärnten heimatberechtigte slowenische (windische) Sprache einem ständigen Rückgang unterliegt. Es muß daher von unseren slowenischen Mitbürgern als Hohn empfunden werden, wenn eine gewisse deutschnationale Presse

behauptet, die „Deutschen“ in Kärnten befänden sich den Slowenen gegenüber in einem „völkischen Selbstbehauptungskampf “.

Wir alle wissen um das furchtbare Leid, das den deutsch sprechenden Bürgern Jugoslawiens am Ende des zweiten Weltkrieges gerade seitens Vertretern jugoslawischer Völker bereitet worden ist. Wir wissen aber auch von den Untaten, mit denen deutsche (aber auch manche österreichische) Besatzungsfunktionäre vorher das Ansehen der deutschsprachigen Völker im Südostraum für lange beschmutzt haben. Es widerspricht unserer österreichischen Kulturauffassung, die Vernichtung der einst blühenden österreichischen Volksinseln in Slowenien unsere slowenischen Mitbürger in Süd-kärnten entgelten zu lassen. Im Gegenteil! Soll unsere Republik Österreich wirklich ein „Leuchtturm“ sein, von dem die echten Werte abendländischer Zivilisation und demokratischer Staatsgesinnung ausstrahlen, müssen wir gerade unseren kleinen slawischen Volksgruppen die Gewißheit geben, innerhalb unserer Grenzen geachtete und geschützte Mitbürger zu sein.

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