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Bischof Laun und die „Christliche Allianz”

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Die „Christliche Allianz”, eine illustre Gruppe von Monarchisten und Abtreibungsgegnern, verbreitet eine Analyse des Salzburger Weihbischofs Laun zum „Kirchenvolks-Begehren”.

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Die „Christliche Allianz”, eine illustre Gruppe von Monarchisten und Abtreibungsgegnern, verbreitet eine Analyse des Salzburger Weihbischofs Laun zum „Kirchenvolks-Begehren”.

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Die Sache war nicht billig: An immerhin 110.000 Haushalte in Österreich wurde im Mai der „Sonderdruck zum Kirchenvolks-Begehren” der Zeitschrift „Ja zum Leben” verteilt. Der Inhalt: eine zwölfseitige Analyse des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun zum Kirchenvolks-Begehren (siehe Kasten).

Launs Unterstützer halten sich lieber bedeckt. Als Herausgeber der Zeitschrift „Ja zum Leben” wird im Impressum die „Christliche Allianz” genannt. Nur der Frühpensionist Dietmar Fischer aus Rankweil in Vorarlberg zeichnet als Medieninhaber und Verleger mit Namen. Fischer beschreibt die Allianz als „Zusammenschluß von Personen, die verschiedene Gruppen repräsentieren”. Dieser Zusammenschluß verhelfe „den konservativen Werten zum Durchbruch''. Wer allerdings der „Christlichen Allianz” angehört, darüber schweigt Fischer: „Über die Hintermänner und -frauen geben wir nicht Auskunft.” Schließlich sei die Gruppe „in der ersten. Schußlinie dieser linken Gegner”.

„Rechts kommt von Recht”

Auskunftsfreudiger ist da schon das Innenministerium, wo die „Christliche Allianz” seit 1991 als Partei registriert ist. Als Proponenten traten dabei neben Fischer unter anderem Robert Reithofer und Karl Thoma auf. Die beiden haben sich selbst öffentlich bereits mehrfach geäußert -als Bundesgeschäftsführer und Bundesobmann des „Eisernen Bings”, das ist die „Sammelbewegung österreichischer Monarchisten”.

Ein weiterer Proponent der „Christlichen Allianz” war der Innsbrucker Wolfgang Schrems, der in der Öffentlichkeit als Projektleiter einer „Aktion Jugend für das ungeborene Leben” auftrat. Schrems verglich in einem Leserbrief in der „Presse” im Jahr 1992 Abtreibungsbefürworter mit „Nero, Stalin oder Hitler”. Die Abtreibungs-Freigabe habe einen

„regelrechten Embryokaust in Gang gebracht”.

Ähnlich argumentiert Dietmar Fischer. Der krankheitsbedingt frühpensionierte Professor ist im Kampf gegen die Abtreibung unermüdlich aktiv. Fischer ist Österreich-Beprä-sentant der weltweiten Anti-Abtreibungsorganisation „Human Life International”. Immer wieder vergleicht auch er die Abtreibung mit dem Holokaust des Dritten Beichs.

Auch politisch war der Rankweiler bereits aktiv: Er war Spitzenkandidat der „Christlichen Wählergemeinschaft”, die 1994 bei den Wahlen zum Nationalrat und zum Vorarlberger Landtag antrat. Vom Nachrichtenmagazin „profil” wurde die CWG unter den Begriff „Rechte Skurrilos” eingereiht. Gegen das Etikett „rechtsstehend” hat er auch nichts einzuwenden: „Rechts kommt doch von

Recht.” In den Wahlkampf zog die Partei mit einem grausigen Anti-Ab-treibungsfilm. Mit Erfolg, wie Fischer meint: „Wir haben binnen eines Monats 1,9 Prozent der Stimmen bekommen. Und die Wirkung war: Ein Jahr später ist in Vorarlberg die Geburtenrate um 12,7 Prozent gestiegen, im Jahr darauf noch einmal um sieben Prozent.”

Auch sonst ist Fischer immer wieder für Schlagzeilen gut: Er zeigte etwa Schüler seiner früheren Schule, der HTL Rankweil, an, weil sie der Maturazeitung ein Kondom beigelegt hatten. Kondome würden vor einer HIV-Infektion nicht schützen, daher sei der Tatbestand der „Gefährdung der körperlichen Sicherheit erfüllt”, argumentierte er laut einem Bericht der „Salzburger Nachrichten”.

Dietmar Fischer steht auch zu seinen Kontakten zum „Verein zur Förderung psychologischer Menschenerkenntnis” (VPM): „Ich habe keine Probleme mit diesen Leuten. Es gibt Bereiche, wo wir zusammenarbeiten können, wo wir gleiche Idden haben.” Allerdings betont er, die Zeitschrift „Ja zum Leben” habe mit dem VPM nichts zu tun.

Laut einem Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung” vom 16. März dieses Jahres erklärte ein Schweizer Gericht den Buchtitel „VPM - Die Seelenfalle” für zulässig. „Man schließe vom (Buch-)Titel auf die unkomfortable Situation der Mitglieder beziehungsweise Betroffenen. Der Begriff habe für den Durchschnittsleser die Bedeutung einer psychischen Abhängigkeit, aus der sich der Betroffene nur schwer wieder loslösen könne”, gibt die NZZ das Urteil wieder. Zum Kirchenvolks-Begehren, das Weihbischof Laun in seiner Analyse heftig attackiert, hat sich Fischer ebenfalls seine Gedanken gemacht: „Feminismus- und Homosexuellen-bewegung et cetera haben alle die selben Wurzeln, nämlich den Marxismus. Die alte Strategie der Marxisten war es, die Kirche direkt anzugreifen. Jetzt versuchen sie es mit Unterwanderung.” Weihbischof Laun war für eine Stellungnahme trotz mehrtägiger Versuche nicht erreichbar.

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