Warschauer Ghetto - © Foto: imago / Reinhard Schultz

Marek Edelman und das Warschauer Ghetto: "Nicht mit gesenktem Kopf sterben"

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Vor 80 Jahren begann der Aufstand jüdischer Kämpfer gegen SS-Truppen im Warschauer Ghetto. Erinnerungen an den Ex-Kommandeur Marek Edelman, der damals zu den wenigen Überlebenden gehörte.

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Vor 80 Jahren begann der Aufstand jüdischer Kämpfer gegen SS-Truppen im Warschauer Ghetto. Erinnerungen an den Ex-Kommandeur Marek Edelman, der damals zu den wenigen Überlebenden gehörte.

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Am Morgen des 19. April 1943 marschierten schwerbewaffnete Einheiten der SS und deutsche Polizeikräfte in das Warschauer Ghetto ein. Sie sollten den Rest der dort verbliebenen Bewohner in die NS-Vernichtungslager abtransportieren. Doch sie wurden von Granaten und Gewehrschüssen überrascht und gleich am ersten Tag des ungleichen Kampfes bis zu den Ghettomauern zurückgedrängt.

Es waren einige Hundert Kämpfer der „Żydowska Organizacja Bojowa“ (ŻOB), wie sich die Jüdische Kampforganisation nannte. Sie hatte den Widerstand gegen die NS-Truppen organisiert ‒ mit Bunkern, Waffenverstecken und Hinterhalten. Bereits im Jänner 1943 hatten die Kämpfer den Abtransport von Ghettobewohnern in NS-Mordlager durch bewaffnete Aktionen aufgehalten. Durch Kontakte zur polnischen Untergrundarmee Armia Krajowa gelangten die Kämpfer in den Besitz von Waffen, hauptsächlich Gewehren, Pistolen und Sprengstoff.

Deshalb waren im April 2000 Mann der SS sowie Polizisten unter dem Kommando von SS-Brigadeführer und Polizeigeneral Jürgen Stroop für eine für nur drei Tage anberaumte Räumung ins Ghetto eingedrungen. Stroop wollte Adolf Hitler mit der Liquidierung der letzten Überreste des jüdischen Viertels ein Geburtstagsgeschenk machen. Doch er stieß auf unerwarteten Widerstand. Unter dem Kommando des 21-jährigen Fischhändlersohns Mordechaj Anielewicz lieferten die jüdischen Kämpfer den deutschen Truppen einen erbitterten Häuserkampf.

Mit wenigen Waffen

Im Zuge der wochenlangen Kampfhandlungen brannten SS-Truppen systematisch alle Häuserblocks des Ghettos nieder. Gegen die Übermacht der Deutschen, die von Artillerie und Panzern unterstützt wurden, hatten die ŻOB-Kämpfer schließlich keine Chance. Aber es dauerte vier Wochen, bis zum 16. Mai, bis das Ghetto vollständig zerstört war. An diesem Tag demolierte die SS als symbolische Aktion die große Synagoge im Ghetto. Über 50.000 Ghettobewohner und Widerstandskämpfer waren bei den wochenlangen Kämpfen getötet oder in NS-Mordlager abtransportiert worden. Stroop telegrafierte an seine Vorgesetzten triumphierend: „Das ehemalige jüdische Wohnviertel Warschau besteht nicht mehr.“

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