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Treffen der Musikstudenten

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Die nunmehr vierten „Festwochen der Musikstudierenden Österreichs in Bad A u s s e e“ boten heuer im Zeitraum von sechzehn Tagen drei Orchesterkonzerte, drei Kammermusik- und Solistenveranstaltungen, einen Einakterabend (Weber: „Abu Hassan“ unter Loibner und Witt, Thornton Wilders „Glückliche Reise“, gespielt von Mitgliedern des Reinhardt-Seminars) und vier Operettenreprisen von Heubergers „Opernball“ (Nad-herny-Kassowitz). Unter den Studenten der Wiener Musikakademie, der Musikschulen der Stadt Wien, des Bruckner-Konservatoriums (Linz), des Salzburger Mozarteums und des Grazer Landeskonservatoriums wurde eine überraschende Fülle hochwertiger nachschöpferischer Begabungen erkennbar, deren Niveau in technischer Schulung, geistiger Anleitung und seelischer Regsamkeit zu dieser auch landschaftlich anregenden Art des Zusammenseins und gegenseitiger Leistungskundgabe unter der künstlerischen Gesamtleitung des Präsidenten Dr. Hans Sittner berechtigte.

Besonderes Interesse beansprucht die Gegenwartskomposition, die — ohne dominant im Vordergrund zu stehen — im Programm der jungen Künstler Österreichs nicht fehlen durfte. Da gab es eine vielbeachtete Uraufführung: das Fagottkonzert der österreichischen Komponistin S. C. Eckhardt-Gramatte, eine „Aus-der-Neuen-Welt“-Symphonie für konzertantes Fagott und Orchester anni 1950 an der Grenze zur Polytonalität, folkloristisch gefärbt und im Mittelsatz von einer gewollten Monotonie, die ergriff. Erstaufführungen: „Variationen und Fuge über ein Thema von Purcell“, die der eigene Wege gehende, jedem Ismus abholde Engländer Benjamin Britten „Führer zum Orchester für dieV Jugend“ betitelt hat, weil jede Veränderung des Themas die charakteristischen Merkmale eines Instruments oder einer Instrumentengruppe aufzuzeigen hat; ein sehr talentiertes Werk.Bei der Neufassung von Joseph Marx' schwelgerischer Triophantasie kann es sich nur um Striche, um Kürzungen gehandelt haben, die dem hochromantischen Werk sehr zugute kommen. Als stimmungsvolle Brahms-Nachfolge ist der Gesang „Frühlingsnächte“ nach Börries von Münchhausen von Gustav Donath zu werten. Einen persönlichen, über den Impressionismus hinausgehenden Stil schreibt Reinhold Schmid, dessen „Fiedellieder“ nach Storm freilich einer Interpretation mit Orchester bedürften, um die beabsichtigte Wirkung voll zu erreichen. Johann Nepomuk Davids Flöte-Bratsohe-Gitarre-Trfb von 1932 Ist ein „helles“, freundliches Werk des grübelnden Musikdenkers unter den schöpferischen Potenzen Österreichs.

Wenn überhaupt an dieser Stelle auf Einzelleistungen unter den 123 Musikstudenten, die ihr Können an Meisterwerken von Bach bis Richard Strauß erprobt haben, eingegangen werden darf, dann verdient der Oboist Bruno Dörrschmidt (Wien) an erster Stelle Anerkennung. Nicht nur deshalb, weil sein Solo im Oboekonzert Haydns und seine konzertmeisterliche Führung der Bläserkammermusik von außergewöhnlicher Qualitätswaren, sondern vor allem weil sein Beispiel — aus jahrelanger, harter Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, studiert er erst seit zwei Jahren bei seinem Lehrer von philharmonischem Rang — coram publico die Tragweife der Entscheidung erhärtete, der sich ein Musikbegabter bei der Wahl seines „Faches“ gegenübergestellt sieht. Es hat sich noch immer zu wenig herumgesprochen, daß viele starke Talente in der Uberfütterung unseres Musiklebens durch Pianisten oder Sänger untergehen und daß andererseits gerade bei den Holz- und Blechblasinstrumenten starker Bedarf nach technisch hochwertigen, musikalisch fundierten Talenten herrscht, bei deren Spitzenleistungen es um nichts weniger als um die philharmonische Nachfolge geht...

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