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Zeichnungen des Barocks

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Der Titel der Ausstellung in der Albertina — „Meisterzeichnungen des italienischen und deutschen Barocks“ — ist ebenso weit gefaßt wie der Zeitraum, den sie umspannt. Zeitlich umfaßt sie Arbeiten von Palma Giovine (1544 bis 1628) bis zu solchen von Giovanni Tiepolö (1727 bis 1804) und Franz Anton Maul- pertsch (1724 bis 1796), also auch Künstler, die zumindest dem Spätbarock, ja dem Rokoko, zuzuzählen sind. Und keineswegs viele der Zeichnungen sind als Meisterzeichnungen anzusehen, stammen von „Meistern“ dieser Epochen. Denn Maler wie Ohiari, Baldi, Beinaschi, Franceschini und Ferretti — um nur einige zu nennen — gehören nicht unbedingt zu den Lumina ihrer Zeit; ihre Bilder und Fresken sind ebensowenig „Meisterwerke“ des Barocks wie ihre Zeichnungen. Nimmt man allerdings das Wort „Meister“ im rein handwerklichen Sinn, so wird man bei ihnen ein Können finden, das in mancherlei Hinsicht später immer seltener und heute fast gar nicht erreicht wird. Wirkliche Meisterwerke also sind in dieser Ausstellung spärlich gesät und durch die Hängung keineswegs hervorgehoben, sondern eher unterdrückt. Etwa Adam Elsheimers kleine Kostbarkeit „David und Bathseba“, eines der Juwele der Ausstellung, oder auch die Zeichnungen von Giovanni Battista Tiepolo, darunter besonders die in der Sonne strahlende, äußerst modern wirkende „Häusergruppe“. Beim Frühwerk, der „Heiligen mit dem Einsiedler“, überrascht die plastisch mächtige Durchführung der Räume um Köpfe und Kapuzen. Guercinos „Flußlandschaft“ ist ein sehr schönes Blatt, ebenso wie Borrominis Fassadenentwurf. Bei Molas Zeichnung von „Rahel am Brunnen“ erinnert man sich mit Recht an seine Zugehörigkeit zum Freundeskreis Poussins in Rom. Recht reizvoll sind Donato Cretis Blatt mit den Jünglingsköpfen und dem Mädchen, Salvator Rosas „Flußlandschaft mit Badenden“ und Luca Giordanes „Loth“. Auch Domenico Feti fällt in dieser Umgebung heraus, ebenso wie Francesco Maffei — eine Überraschung. Piazettas Lichtstudie und Riccis „Flußlandschaft“ sind recht eindrucksvoll, Canalettos „Brentaansicht“ interessant, da wahrscheinlich das Ergebnis einer Arbeit mit der camera obscura. Von Guardi gibt es hervorragende Zeichnungen, aber leider nicht hier. Doch ist der „Canal Grande mit Dogana“ (nicht „Dogma“!) besser als das „Stiegenhaus“. Unter den Nordländern fällt Sandrart mit seiner Büdniszeich- nung Kaiser Leopolds I. auf, nach ihm Johann Heinrich Schönfeld und Johann Christoph Störer. Mathias Scheits hätte mit seiner „Bauem- schenke“ einen besseren Platz als die düstere Vitrine verdient. Bemerkenswert oder interessant sind dann noch die Entwürfe von Cosmas Damian Asam, Wenzel Lorenz Reiner, Matthäus Günther, J. M. Rauchmüller, Daniel Seiter, Bernhard Fischer von Erlach und Maulpertsch. Sie runden das Bild einer an Höhepunkten armen Ausstellung, die keineswegs als repräsentativ für das Barock angesehen werden kann.

In der Galerie Fuchs-Fischhof stellte ein Sohn von Emst Fuchs unter dem Pseudonym Johannes Elis aus. Die Ausstellung war für die technische Fertigkeit des Ausstellers eine beachtliche Talentprobe und der Beweis für eine frühreife, dekorative Begabung, die sich im Lande umgesehen hat. Das meiste ist noch zu spielerisch und verlangt nach größerer Konzentration, formaler und geistiger Konsequenz.

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