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Auf der Suche nach sich selbst

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EIN VERSEHEN. Roman von Jean Ciyr l. Walter-Verlag, Ölten, 1963. Preis 15 DM.

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EIN VERSEHEN. Roman von Jean Ciyr l. Walter-Verlag, Ölten, 1963. Preis 15 DM.

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Der Ausgangspunkt für Cayrols Geschichten — zumindest gut das für seine ins Deutsche übersetzten Romane — ist allemal eine Krise des Helden, seine freiwillige Flucht oder auch seine Ausstoßung aus der fadenscheinigen Sicherheit seiner bisherigen Umwelt. Und dieses Verlassen eines schützenden Gehäuses — denn Schutz bedeutet es, selbst wenn der Mensch einer ihm fragwürdig gewordenen Ordnung entflieht — konfrontiert ihn mit der Leere, in der nichts mehr Bestand hat, die aber auch neue Perspektiven eröffnet.

In dem hier vorliegenden Roman erfindet der Pariser Student Jean einen toten Jugendfreund, zu dessen Beerdigung er angeblich fahren muß. „Ich habe mir ein neues Unglück ausgedacht, um dem alten, dem zähen, zu entgehen ...“ Das alte, zähe Unglück ist seine Bindung ohne Liebe an Sergine, die er nicht mehr länger zu ertragen vermeint. „Ich hatte noch keine Wahl getroffen und war bereits ausgeliefert. Ich hatte meine Gefühle nicht vergeben und war bereits gebunden ...“

In der kleinen bretonischen Hafenstadt Saint Pierre, in die Jean fährt, um seinen nicht vorhandenen Toten zu begraben, hat er zwei, nur scheinbar zufällige Begegnungen, dieseine gewohnte Existenz vollends in Frage stellen. Er trifft das Mädchen Christiane und seinen selbstsicheren, von persönlichen Problemen unbehelligten Kommilitonen Feli-cien, der sehr gut über Jeans Leben orientiert ist und ihn zur Rechenschaft herausfordert. Die Diskussion der beiden endet mit einer nächtlichen Rauferei in einer gefährlichen Klippenlandschaft, bei der Felicien schließlich den Halt verliert und über die Felsen stürzt. Völlig verwirrt flieht Jean zu Christiane, die beiden suchen vergeblich nach Felicien, und schließlich versteckt das Mädchen den vermeintlichen Mörder und wird in dieser Nacht seine Geliebte. Hier nun geschieht das Wunder: Zwei „Geschlagene“ — denn auch Christiane hat, wie sich bald herausstellt, ihre dunkle Vergangenheit — überwinden in einer extremen Situation zum erstenmal ihre Ichbezogenheit in der echten, lebendigen Erfahrung des „Du“ und setzen gemeinsam einen neuen, zukunftverheißenden Anfang.

Eine ungewöhnliche Erfahrung bei Cayrol, dessen Ausgestoßene und Gescheiterte bisher allein, ohne Ausweg, blieben. Cate in ..Der Umzug“ wird zwar von dem alten Trödler, dem sie

„GOTT KONNTE NICHT ÜBERALL SEIN — DESHALB SCHUF ER DIE MUTTER“; dieses arabische Sprichwort vermittelt einen Hauch von der hohen Aufgabe und dem allumfassenden Wesen der Mutter. Sie ist es, die uns wortlos die Hand reicht, wenn wir verlassen oder betrübt sind, die in ihrer Liebe unsere Sorge versteht, die durch ihre Liebe immerfort in uns ist. „Es ist nichts reizender, als eine Mutter zu sehen mit einem Kinde auf dem Arme, und nichts ehrwürdiger als eine Mutter unter vielen indfirn“; diesen Aicsspruch Goethes dokumentiert der Tetra-magica-itdoänd „Die Mutter und ihr Kind“ von Hanns Reich (mit Gedichten und Aussprüchen berühmter Autoren, 64 Abbildungen, Hanns-Reich-Verlag, München, Preis S 72.70). In diesen 64 ganzseitigen Schwarzweißphotos spiegelt sich die Liebe und Freude der Mutter wie das Schutzsuchen und Geborgenseinwollen der Kinder. Hier haben die bekanntesten Photographen Mütter und Kinder aller Länder in ausdrucksvollen, lebendigen und ergreifenden Aufnahmen festgehalten. Der Band, dem auch die hier wiedergegebene Aufnahme von Herbert C. Lehmann entnommen wurde, ist ein leuchtender Spiegel für die aufopfernde Liebe und das tägliche Schaffen aller Mütter. Kurzum, eine Liebeserklärung an die Mütter und eine diskrete Mahnung an uns alle. das) Werk einer Mutter zu achten und zu ehren.

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