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„Danae“ in der Staatsoper

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Nach der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen im heurigen Sommer, über die an dieser Stelle ausführlich berichtet wurde, war die Wiener Staatsoper die erste Bühne, die die „Liebe der Danae“ von Richard Strauß auf einen Text Joseph Gegors, nach einem szenischen Entwurf Hofmannsthals, aufführte. Bei jener Gelegenheit wurde auch die Vorgeschichte der Oper und ihre ungelösten Stil- und dramaturgischen Probleme erörtert („Die österreichische Furche“ Nr. 34 vom 24. August. Das vollständige Szenarium Hofmannsthals samt Notizen wurde unmittelbar vor der Uraufführung vom S.-Fischer-Verlag veröffentlicht. Eine kleine Studie von Dolf Lindner über Herkunft, Inhalt und Gestaltung des Stoffes ist im Diana-Verlag, Wien, erschienen). Daher seien hier nur noch einige subjektive Eindrücke von dem Werk und der Inszenierung am Theater an der Wien aufgezeichnet.

Diese „Danae“ ist vor allem festliches, prunkvolles Theater, über das sich im einzelnen so viel (oder so wenig) sagen läßt, wie über den Glanz des Goldes, der nicht nur aus dem Bühnenbild von Emil Preetorius, sondern auch aus der Musik und vor allem aus dem Orchesterklang der Philharmoniker unter C1 e- mens Krauß leuchtet. Mit ihren großen Chorszenen und dem verschwenderischen Aufwand ist sie mehr „große Oper" im Stile Meyerbeers oder des „Rienzi“ als „milesi- sches Märchen“ oder „heitere Mythologie“. Spuren der letzteren sind lediglich zu Beginn des zweiten Aktes in der Szene zwischen Jupiter und den vier Königinnen zu erkennen, wo vor allem der Text einen Ton ä la Offenbach anschlägt. Der vielfach gerügten Länge des lezten Aktes hält der sich steigernde Ausdruck das Gleichgewicht, wenn auch nur mit Hilfe vön Massenet'scher Süße und Wagner- schem Blechbläserpathos. Vor allem aber durch die ideale Besetzung der Titelpartie mit Anneliese Küpper, in der Erscheinung von tizianischem Reiz und mit einer Stimme von edlem, ergreifendem Wohllaut. Paul Schöffler als Jupiter, Josef G o s t i c als Midas, Anny Felbermayer als Danaes Dienerin Xanthe und die zum Salzburger Ensemble neu Hinzugetretenen (Julius P a t z a k und August J a r e s c h) sind in jeder Hinsicht glänzend. Optisch von besonderem Reiz, musikalisch vom Komponisten mit Kantilenen von fast allzu schwelgerischem Wohllaut ausgestattet, sind die vier Königinnen: Semele, Europa, Alkmene und Leda, die geschwister-- lieh durch die Gunst verbunden sind, die Jupiter jeder von ihnen seinerzeit schenkte. In den Bühnenbildern und Kostümen, die nach pompejänisdien Vasenbildern 'geformt scheinen, bewegen sich — nach den Inszenierungsanweisungen Rudolf Hartmanns und unter der Spielleitung Josef Witts — die Chormassen und die Hauptdarsteller gefällig und dekorativ. Mit der Königstochter Danae ist dem Komponisten eine weitere Liebenswürdige, mit den Augen eines echten alten Gentleman gesehene Frauengestalt gelungen. Stilistisch kehrt diese Musik, durch die Erfahrung eines langen Künstlerlebens bereichert, mit Glanz, • Prunk und Wohllaut beladen dahin zurück, von wo sie ihre stärksten Anregungen empfangen hat: zu Mozart und Wagner.

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