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Der Tag der jungen Kirche

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„Jeunesse de l'Eglise“ heißt in Frankreich eine Serie von Publikationen, die, von sehr verschiedenen Gesichtspunkten und Themen ausgehend, alle diese eine These vertreten: das Christentum ist noch sehr jung, es steckt fast noch in den Kinderschuhen, „das Vollalter Christi“ ist noch lange nicht erreicht. Die Welt wird noch staunen über die Fülle, den Reichtum und Glanz christlichen Lebens, das sich mitten in der Welt, über sie hinausweisend, entfalten wird. Und das Allerjüngste ist die Kirche; sie, die täglich neu geboren wird aus dem Herzblut ihres Herrn, wie es die Enzyklika „Corpus Christi mysticum“ von 1 9 4 3 lehrt, sie, die täglich die Meßfeier mit dem Jubel ewiger Jugend eröffnet: „Ich will hintreten zum Altar Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreut.“ (Eine Zeit, die dieser Jugend der Kirche nicht sehr sicher war, sie nicht spürte, übersetzte: „zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf “)

Im Glauben an die Jugend der Kirche haben wir unsere Festgabe zum Österreichischen Katholikentag gestaltet. Haben sehr bewußt gewisse Themen gewählt und gewisse Persönlichkeiten gebeten, zu ihnen das Wort zu ergreifen., In sechs Gruppen versuchen wir, Grundfragen, die alle irgendwie anklingen am Katholikentag und zum Teil die Maria- zeller Fachleuteberatungen beschäftigten, der Gemeinde unserer Leser und uns vorzustellen. Bei einem flüchtigen Blick möchte vielleicht einer fragen: Wo bleibt die Jugend? Sie ist doch großartig vertreten auf dem Katholikentag durch eine Jungakademikerwoche, eine Tagung der Landjugend, der Arbeiterjugend, durch große Kundgebungen der „Katholischen. Jugend Österreichs“. Wo aber steht hier ihr Wort?

Es gibt zwei Arten, die Jugend zu ehren. Die eine ist, ihr wohlwollend einen Festtagsspruch zu widmen Und als interessierter Publikumsgast ihre „Leistungsschau“ zü begutachten. Die ändert' besteht darin, ihr vorzustellen, welch schwere Aufgaben ihrer harren — im Vertrauen, daß sie berufen ist, sie einer Lösung entgegenzuführen. Wir haben uns für die letztere Art entschlossen.

Jungseinund echte Jugend bezeugen sich vor allem in drei Fähigkeiten: nüchtern, in wahrem Realismus die ganze Größe von Schwierigkeiten sehen, neue Wege zu suchen und Begegnung zu wagen. Begegnung mit Unbekanntem, Begegnung mit dem andern, dem Partner und dem Gegner, von denen jeder ja doch unser Nächster ist.

In diesem Sinne bekennen sich unsere Aufsätze zu einer Schau ungelöster und nach Lösung rufender Verhältnisse im Raum der Gesellschaft, der Politik, des Landes und der Kultur. Da steht an der Spitze die Not von Priester und Laie. Wer soll sie beheben als eine neue Jugend, die wieder wagt, Priester und Bruder zu sein in einer erbarmungs- . los harten, unpriesterlichen und unbrüderlichen Welt? Dann folgt die Not und die notwendende Begegnung: mit dem Protestanten, mit dem Sozialisten, mit dem Ausland, mit allen andern, die auf uns schauen. Wer darf und soll es hier wagen, in die Bresche zu springen und zwischen so oft wieder erstarrten Fronten vorzutreten und Wege der Begegnung zu suchen, wenn nicht unsere christliche Jugend? Zum dritten: Wer ist heute einfach aus Selbsterhaltungsgründen mehr verpflichtet, um eine neue G.e-; Seilschaft in Stadt und Land zu ringen, als unsere Jugend, die aus bitteren Erfahrungen weiß, daß sie Haus und Grund . und Eigentum braucht, um zum Selbststand zu kommen, zur Freiheit und.Würde. des Christenmenschen? So schließt sich unser Kreis: ein Kreis der Hoffnung und der Erwartung, daß dieser Allgemeine Österreichische Katholikentag einen neuen Tag der jungen Kirche in Österreich heraufführen möge, aus der Kraft des Geistes, der Tradition der Kirche und dem Mut der Jugend.

„Die Österreichische Furche“

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