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Drei Jahrtausende

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GEDICHTE GEGEN DEN KRIEG. Herausgegeben von Kurt F a ß m a n n. Kindler-Verlag, München, 1961. 358 Seiten. Preis 113.75 S.

Diese Anthologie, ein flammender Protest gegen die verheerenden Auswirkungen des Krieges im Psychischen wie im Physischen, beginnt mit chinesischen Gedichten aus dem 11. Jahrhundert vor Christus, es folgt der 120. Psalm aus dem Psalter des Alten Testaments, in dem es heißt: „Ich halte Frieden; aber wenn Ich rede, so fangen sie Krieg an.“ Diese Worte kennzeichnen eindeutig jene Situation, die immer aufs neue blutige Auseinandersetzungen entfesselt.

Homer und Solon haben ebenso ihre Stimme gegen Krieg und Kriegsgreuel erhoben wie Kleist und Schiller, wie Rimbaud und Verlaine, wie Trakl, Stefan Zweig und Werfol, wie Eliot und Bergen-gruen, um aus der Fülle des Gebotenen nur einige Namen bedeutender Lyriker anzuführen, deren Lieder und Gesänge der Herausgeber in diese Sammlung aufgenommen hat. Sie alle haben zuriefst erfahren, was es bedeutet, das von Gott geschenkte Leben zu zerstören, darum diese leidenschaftliche Auflehnung von Sängern aus drei Jahrtausenden I Aber dieses Krebsgeschwür am Leib der Menschheit kann nimmer heilen — es sei denn durch das Wunder der Liebe. Darum ringt sich der Russe Majakowski in seiner Dichtung „Krieg und Welt“, die, Hymnus und Anklage in einem, dem neuen Menschen den Weg bereiten soll zu einer kühnen Vision durch: „Woher soviel Liebe, Erde? — Ein Traum7 — Stell dir vor, was wir kürzlich sahen: Unter einem schattigen Baum spielte Christus Dame mit Kain!“

MULL UND MÜNZEN. Gedichte. Von Duschan Derndarsky. Europäischer Verlag, Wien, 1961. 62 Seiten. Preis 29 S.

„Gesprengter Satzbau. Aus erbrochenen Gelassen noch wurzelecht entrissene Worte — Versketten, herausgezerrt aus den Schaukästen der Literatur und hingerollt neu auffädelndem Belieben.“ Diese dem Gedicht „Moderne“ entnommenen Verszeilen kennzeichnen Inhalt und Form der Lyrik Derndarskys, ebenso treffend charakterisiert der Titel des Bändchens — „Müll und Münzen“ — die Aussage des Autors. Um trotz gesprengtem Satzbau Worte und Wortverbindungen so zum Leuchten bringen zu können, muß man mit deren geistigem Gehalt vertraut sein, und deshalb erschließen sich zuweilen überraschende Ausblicke auf geistig-seelische Landschaften. Gerade der Kontrast von „Müll und Münzen“ bringt das Symbolhafte irdischer Erscheinungen einprägsam zum Ausdruck und weist auf tiefere Zusammenhänge hin. Der naheliegenden Gefahr des Manierismus geht der Dichter aus dem Weg, weil er das Wesentliche und Wesenhafte im Auge hat. Dies gilt vor allem für Betrachtungen und Schauungen wie „Der Weltuntergang“, „Die Dorflehrersfrau“ und „Die Lesart“. In diesen Dichtungen vereinen sich Alltagsgeschehen und religiöses Erleben zu einem Mosaik, das zu einer Dokumentation seelischen Ringens und Reifens wird.

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