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Einen Sommer lang (weilig)

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Im Programmheft des Parkring-Theaters wird gefragt, ob der neue Autor der uraufgeführten Komödie „Einen Sommer lang“ dazu berufen ist, die Zahl der österreichischen Dramatiker zu bereichern. — Man erlasse uns die Antwort! Fragen wir lieber, warum sich das Parkring-Theater berufen gefühlt hat, mit dieser Aufführung die Zahl seiner Niederlagen zu bereichern. Schwamm drüber, und den mildtätigen Mantel der Nächstenliebe über den Namen des Autors — er kann ja nicht viel dafür, e r hat das Stück nicht zur Aufführung gebracht. _„Einen Sommer lang“ ist ein äußerst langatmiges, laienhaftes, chlechthin unaufführbares Stück, eine Besprechung erübrigt sich.

Ein nettes Dramalett „Eines kleinen Meeres und einer kleinen Liebe Wellchen“ bot eine Schüleraufführung des Reinhardt-Seminars im Schön-brunner Schloßtheater. Es scheint nicht sehr sinnvoll, darauf hinzuweisen, daß aus dem Trauerspiel um Hero und Leander, diesem herrlichen, wohlgebauten und klaren klassischen Drama Grillparzers ein etwas leichtfertiges Spiel mit der Trauer gemacht worden ist — es war eine Schüleraufführung junger Leute, denen man nicht vorwerfen kann, daß ihnen noch menschliche und schauspielerische Reife fehlen, daß sie sich vorerst mehr an die dramatischen Aus-biüche als an ein intensives Spiel halten, die ihren — übrigens gar nicht leichten Rollen — noch nicht gewachsen sind. Die Aufführung unter der Regie Eduard Volters (Regieassistenz: Jochen Bernauer) war jedenfalls von sauberer Blässe, nicht gerade prononciert klassisch, aber dazu angetan, eine Reihe von Begabungen zu erkennen (Jochen Bernauer, Tatjana Hradeczky, Harry Scharetzer).

Ernst, schwarz und deprimierend geht es im Theater der Courage zu, heiter und rosig und ausgelassen in der S c a 1 a. Hier eine Erstaufführung der todgeweihten „Straße ohne Bäume“ von Ted Willis, dort eine Zweitaufführung des Jahres (nach dem Burgtheater) der unsterblichen „D a m e Kobold“ von Calderon de la Barcä.

Die „Straße ohne Bäume“ in der Courage ist völlig ohne Hoffnung, das bittere Ende vom ersten Akt an programmatisch vorgezeichnet, der Zuschauer ist freiwilliger oder unfreiwilliger Zeuge einer unschuldig-schuldig schuldbeladenen Vorstadtfamilie, einer finsteren Brutstätte des Betruges, der Zuhälterei, des Hasses und Mordes, einer hoffnungslosen Sehnsucht nach Licht und Erlösung aus dem Elend. Eine makabre Welt, aus der es kein Entrinnen gibt, weil .. . ja, weil es der Autor so will, weil er es bei den tristesten Abseiten des Lebens bewenden lassen will, keine Rettung aus dem Schlamm sucht, den Ausweg versperrt, weil er ein Stück haben will, mit dem „denen da oben“ das Gruseln beigebracht werden soll. Auch das Theater geht nicht gerade mit vollen Händen aus, das Stück ist nur das Stück eines Theaterstückes, es harrt vergeblich der dramatischen Vollendung. Kraftvoll und packend die Inszenierung Helmut Wagners, durchaus hoffnungsvoll die Leistung der jungen Brigitte Köhler und in beträchtlichem Abstand Kurt Mejstrik. Ausgezeichnet Gretl E1 b. Das Bühnenbild von J. Selveris.

Calderons „Dame Kobold“ in-der Scala ist ein überschäumendes Feuerwerk theatralischer Gestaltungsfreude, ein buntes und lebhaftes Geflecht von scheinbarer Zügellosigkeit und echter Präzision, das Werk von Karl P a r y 1 a s sachkundigem und ideenreichem Theatertemperament. Die Schauspieler scheinen sieh mit ihren Rollen zu spielen, ihr Zusammenspiel aber ist eine ausgewogene, aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit. Sie werfen sich Bälle der Outrage zu, aber sie fangen sie auf, keiner fällt zu Boden. Alles in allem eine äußerst vergnügliche, einfallsreiche und abgerundete Aufführung mit dr hervorstechenden Groteskkomik Emil S t ö h r s als Mittelpunkt und einer auf eine große Begabung hinweisenden Leistung Elisabeth Grubers.

Einen Ausflug ins moderne Kindermärchen unternahm das Theater am Parkring mit Erich Kästners „Pünktchen und Anton“. Die Regie Jörg B u 111 e r s war bemüht, die kleinen Zuschauer nach Kräften zu unterhalten, W. Lothkas reizendes Bühnenbild hielt es mit den Kleinen wie mit den Großen, die spielenden Kinder (Ilse Eben, Claus Helmer, Karl Dobravsky) waren mit Eifer bei der Sache. Nicht ganz so die mitspielenden Erwachsenen, mit Ausnahme Rosl Dorenas, Hermann Faltis und Joe Trummers.

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