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IM STREIFLICHT

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]V rEHR als dreißig kantonale und städtische Schweizer Behörden wetteiferten dieser Tage, ihren zwölf österreichischen Gästen so viel wie möglich von den Schönheiten und den wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen der Schweiz zu zeigen. Daß die österreichische Pressedelegation vom Schweizerischen Bundespräsidenten und von mehreren Hochschulrektoren empfangen wurde, daß man ihnen Zutritt gewährte zu streng „internen“ Veranstaltungen, wie zur „Landsgemeinde“ und zu den Festversammlungen der Zünfte, daß man für sie die schönsten Baudenkmäler vonLuzern festlich erleuchtete und in der gleichen Stadt eine Sonderausstellung der Kaiserurkunden des Staatsarchivs veranstaltete, daß man schließlich im behelfsmäßigen Genfer Opernhaus die Pause auf eine halbe Stunde ausdehnte, um den vom Bahnhof kommenden Gästen den vollständ4gen Genuß einet Operneinakters zu ermöglichen: alle diese Auf merksamkeiten und Sympathiebeweise galten wohl weniger der „Großmacht Presse“ als vielmehr dem befreundeten Nachbarland, und man gewann den Eindruck, daß sich für zehn Tage die Stiftung „Pro Helvetia“, in deren Händen die Durchführung all dieser Veranstaltungen lag, in ein neue Institution — „Pro Au Stria“ — verwandelt hatte.

■pvANKBAR stellen wir vor den Zeitungsständen * in unseren Straßen fest, daß die periodisch erscheinende Schmutzliteratur so gut wie aus gestorben ist, dankbar erinnern wir uns, daß im Laufe der letzten zwei Jahre kaum Versuche gemacht worden sind, sie unter diesem oder jenem Deckmäntelchen wieder zum Leben erwachen zu lassen. Und das ist angesichts der Tatsache, daß es, so um 1947/48, nicht weniger als drei Dutzend „Dr. Faust“- und noch üblere Blättchen gegeben hat, Immerhin höchst bemerkenswert und ein Be-weis nicht nur für den Wert des „Schutzgesetzes“, sondern auch für die geistige Gesundheit de* öffentlichen Meinung, die das Fieber det Schmutzliteratur ohne Nachwirkungen überstanden hat.

TTORLÄUFIG nur im Wiener Stadtpark hat tili ™ Städtische Gartenverwaltung eine Kinderspiel-anläge errichtet, die sich sehen lassen kann: Klettergeräte, Schaukeln, Rutschbahnen, Rasenflächen, die man betreten darf, sogar eine „Watrinne“, in der man nach Belieben pritscheln ad spielen kann — eine kleine Kneippstätte für dl Kleinen sozusagen —, und manches andete, was den Stadtpafk für Großstadtkinder zum Paradies machen dürfte. man sollte der Gartenverwaltung dankbar sein, aber doch von ihr fordern, daß sie die Aktivität auch auf die parkarmen Gegenden des 1., 8. und 9. Wiener Gemeindebezifkes ausdehne: Im Votiv- und Sehönbörnpafk, Im Rathaus garten und im angrenzenden Völksgarten (die „Haupteinfallsgebiete“ für die Kinderwagen aus den zitierten Bezirken) gibt's nicht einmal ausreichend Sandkisten, geschweige denn Rasenflächen, an deren Rändern nicht gefürchtete Parkwächter wie böse Zauberer aus den Märchen stehen,. .

TN Salzburg haben die Modernisierer (die nicht ■*■ mit „Modernen“ zu verwechseln sind) über die Denkmalbewahrer zwei bedeutende Siege erfochten: das Mozart-Haus am Makartplatz ist endgültig einem — nein, keinem neuen, sondern höchstens alt-neuem Bau gewichen, der weder den Charakter eines modernen noch die Schönheit etwa eines barocken Gebäudes besitzt, sondern ein Kompromiß ist, das niemandem wehtut und keinem gefällt. Den zweiten Sieg errangen die Verkehrsregulierer, die dem „Griesgassen-durchbrach“ zuliebe einen zwar an sich nicht wertvollen, im Stadtbild aber recht bedeutsamen Häuserblock opferten. In der Tat, der Spitzhacke fällt manches zum Opfer, was die Bomben gerade noch verschont haben...

TT ARDINAL Mclntyre, Erzbischof von Los Angeles, hielt kürzlich in Hollywood für die in der dortigen Filmproduktion tätigen Katholiken einen Festgottesdienst mit General* kommunion ab, an dem 12.000 Gläubige teilnahmen, darunter bedeutende Filmgrößen. Untef den Darstellern der amerikanischen Filmmetropole befindet sich eine ganze Anzahl vorbildlicher Katholiken, die in musterhafter christlicher Ehe leben: Irene Dünne wird demnächst ihre silberne Hochzeit feiern, Charles Boyer, Claudette Colbert, Loretta Young, Spencer Tracy und andere sind 20 und mehr Jahre glücklich verheiratet. Maureen O'Sullivan, die Gattin des Paramount-Producers John Farrow, führt mit ihrer zahlreichen Familie — sie hat sieben Kinder — ein echtkatholisches Familienleben. Spencer Tracy gründete mit seiner Gattin eine Taubstummenanstalt, verbunden mit einem Krankenhaus. Loretta Young steht an führender Stelle in zahlreichen katholischen karitative Organisationen. Mit Bing Crosby übernahm sie die Direktion des „Fonds der katholischen Bischöfe Amerikas“. — Die Nachricht wäre nicht vollständig, wenn wir nicht hinzufügten, daß sich auch bei uns, wie u. a. der Besuch der III. religiösen Filmfestwoche zeigte, eine beachtliche Anzahl von Regisseuren und Darstellern zum Dienst an Gott und den Menschen, und nicht zum Götzentanz ums silberne Valutenkalb bekennen.

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