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IM STREIFLICHT

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A US der Erkenntnis, daß man mit einer wan-dernden Landesbühne allein nicht alle Gebiete besuchen kann, die an guten Theaterauf-fiihrungen Interesse haben, ist das Linzer Landestheater bemüht, mit Kraftwagen und Eisenbahn Besucher nach Linz zu bringen. Hierbei wird die Bühne neuerdings von der Industrie des Landes tatkräftig unterstützt. Nicht allein die Vereinigten Stahlwerke haben ganze Vorstellungen für ihre Arbeiter und Angestellten belegt und diesen die Programmhefte kostenlos gegeben; auch die Betriebe der Kohlengruben im Hausruck und Unternehmungen in Schärding eifern nach. Die „Wolfsegg-Traunthaler“ läßt ihre Arbeiter auf den Werkbahnen kostenlos bis zur Hauptstrecke fahren, damit sie dort die Theaterzüge bequem und billig erreichen. Die Anregung liegt nahe: auch von Wien aus Aehn-liches zu versuchen.

CINE bekannte österreichische Schuhfabrik, die in Graz ihren Sitz hat, bat einen jungen sibirischen Lyriker und einen jungen steirischen Maler, ihr bei der Gestaltung eines Prospektes behilflich zu sein. Ein graphischer Spezialbetrieb nahm sich liebevoll um die Entwürfe an: Ergebnis — ein freundlicher Prospekt, originell, ansprechend, nicht aufdringlich. Zwischen Schuhen spricht ein Dichter lächelnd zu uns: „Im Gasthaus ,Zur letzten Laterne', / Unter dem herbstlichen Stern, I Da sitzen beim Weine gerne / Und plaudern und rauchen die Herrn. / Ein jeder hat seine Geschichten, / Die schweigt er hinein in den Raum / Und lächelt für sich in den lichten / Und unvergeßlichen Traum.“ — Ein Weg, und wie uns scheint, ein zeitgemäßer Weg, unseren jungen Künstlern Aufgaben 2u stellen.

TN erfreulichem Maße wird gegenwärtig „modernes Wohnen“ propagiert. Die Sendergruppe Rot-Weiß-Rot bringt eine Sendereihe „Was ist modern?“, in den Kinos läuft ein kurzer Reklamefilm, der für zeitgerechtes Wohnen wirbt (einige Wiener Möbelfirmen versuchen auf diesem Wege neue Interessenten zu finden) und in den Volkshochschulen kann man in Kursen lernen, wie man sieh seine Wohnung praktisch einrichtet. Nicht zuletzt kann man sich immer noch von der vorbildlichen Ausstellung „Die Frau und ihre Wohnung“ beraten lassen. Guter Rat ist billig geworden ... Hoffentlich wird es mit der Zeit auch der Hausrat.

A 7F dem Bahnhof einer großen westeuropä-ischen Stadt. Da stehen Züge, die nicht nur quer durch Europa fahren, sondern die auch insofern „international“ sind, da sie Wagen aus mehrerer Herren Ländern haben. Der Reisende sucht den Waggon III. Klasse nach Wien und geht durch den Zug: zwei schwedische, zwei französische und mehrere Schweizer Waggons hat er zu durchwandern, bis er den österreichischen findet. Er ist viel, viel bescheidener als die andern. Ein Bretterkasten, ohne abgeschlossene Abteile, keine Spur von Polsterung, leider auch keine von Sauberkeit. Kurzum ein Wagen, wie er acht Jahre nach Kriegsende andernorts kaum mehr im Vororteverkehr eingesetzt wird. Wir sind ärmer als die andern? Gewiß! Und es gibt auch schöne Wagen und Luxuszüge, wie zum Beispiel den Arlbergexpreß. Hoffen wir, daß die angekündigte 25prozentige Erhöhung des Personentarifs ab 1. Jänner 1954 auch der Verschönerung und Modernisierung der Wagen III. Klasse zugute kommt! •

■pvER „Kulturkreis“ der deutschen Industrie hat im Jahre 1953 200.000 DM für Ankäufe von Kunstwerken und zur Förderung der Künstler ausgegeben. Nein, wir sind' immer noch nicht müde, danach zu fragen, ob der österreichische Industriellenverband nicht doch seine so schön begonnene Kunstförderung neuerlich beginnen möchte?

T~\ER Einbau von Cinemascope, von dem die „Furche“-Leser kürzlich ein aufschlußreiches Bild aus Venedig („The Robe“) sahen, kostet dem deutschen Kinobesitzer nach jüngsten Berechnungen etwa 30.000 DM, das sind rund 200.000 S. In den letzten Tagen haben vier weitere westdeutsche Kinos irt Stuttgart, Köln, Düsseldorf und Castrop-Rauxel auf Breitwand umgebaut (die Vorführungsfläche kann allerdings verkürzt und auch für Normalfilm verwendet werden). Dem deutschen Markt werden im kommenden Jahr bereits 50 amerikanische Cinemascope-Filme zur Verfügung stehen, darunter gleich 20 Centfox-Filme. Und Oesterreich? Vor diesen Zahlen werden die österreichischen Kinobesitzer angesichts der drohenden Investitionen leicht erblassen — sie wären heute schon zufrieden mit dem Normaldefizit. Vielleicht ließe sich zuerst dieses — verkürzen?

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