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Worte zum Sonntag. Von Albrecht Goes. Furche-Verlag, Hamburg. 45 Seiten. Furche-Bücherei 114. Preis 1.80 DM.

Hinter diesem einfachen Buchtitel verbirgt ein wirklicher Dichter Weisheiten voll Aufregung und Anregung, verteilt in Licht und Schatten als Frage und als Antwort erfahrene Sinndeutung des Alltäglichen. Weite und Größe sind in diesem Büchlein, wie sie am besten sich darstellen in folgenden Worten: „Einem Pianisten, der in seiner Arbeit in eine Krise geraten war und mir klagte: ,Ich kann nicht mehr spielen', sagte ich: ,Sie haben gewiß schon lange nicht mehr gespielt.' Er, der jeden Tag fünf Stunden übte, sah mich verwundert an. Aber ich fuhr fort: ,Sie haben geübt, gearbeitet — das ist Ihr Recht, Ihre Pflicht. Aber Sie gefährden sich sehr, wenn Sie nicht — für eine Nachmittagsstunde, wenn niemand Ihnen zuhört — einmal wieder spielen, zwecklos, mit der Möglichkeit, zu verlieren, das heißt: Fehler zu machen Sie baten mich um einen Rat? Leisten Sie sich zuweilen ein paar Fehler. Das ist mein Rat' “ (S. 16). Solche Arzneien für den Werktag enthalten diese „Worte zum Sonntag“.

Und der Hahn krähte zum andern Mal. Roman. Von Erik R o s t b ö 11. Dulk-Verlag, Hamburg. 314 Seiten. Aus dem Dänischen übertragen von Albrecht Leonhardt. Preis 12.80 DM.

Vielleicht muß man „nordischer“ sein, um diesen Roman verstehen zu können — die Geschichte eines Dichters, der einen Literaturpreis bekommt und während der Feier davonläuft, weil er einsieht, daß alles, was er schrieb, Lüge ist. Eine ganz einfache Geschichte, in der fast gar nichts passiert. Dafür sind irgendwelche zwischen Dostojewskij und Strind-berg aufgehängte Gedanken und Reflexionen eingestreut. Stilistisch ist das Buch sehr ansprechend — ein Grund, warum man überhaupt weiterliest: denn man hofft, daß doch noch einmal etwas kommen werde.

damit man den Roman verstehe Aber leider kommt nichts.

Vor Augen. Proben und Versuche. Von Heinz P i o n t e k. Bechtle-Verlag, Eßlingen. 171 Seiten.

Wie moderne Malerei sind diese Geschichten vom Nachkriegsmenschen: große, starke, leuchtend-dicke, klare, rotbraune und violette und graue Fleckenflächen konturieren diesen und sein Leben. Aber es ist das verworrene, vielzuviele Leben, das in lauter arges Schicksal gefügt ist und nahe an der grausamen Grenze sich bewegt. Deutig und voller Symbol spricht ein Dichter zu uns, und man staunt dankbar, daß es diesen gibt — wieder gibt! Viele werden sich selbst, die eigenen „Proben und Versuche“ erkennen und darüber besinnlich werden: „immer die Zeit vor Augen in den vergänglichen Figuren.“

*

Wer ist die Frau? Von Oskar Jan T a u s c h i n-

s k i. Paulus-Verlag, Recklinghausen. 114 Seiten. Preis 5.60 DM.

Dieses kleine Buch erzählt in kurzen, plastischen Szenen die Lebensgeschichte der Madame Curie, der Finderin des Radiums. Das liest sich alles so schön, fast ein wenig romantisch. Aber vielleicht ist dies die einzige Möglichkeit, auf wenigen Seiten viel gelebtes, viel tragisches Leben, viel Not und Arbeit, Konsequenz und Konzentration zusammenzubringen. Ueber 20 Jahre sind seit dem Tod dieser seltsamen Frau vergangen, viel Ruhm ist wie Rosenblätter zerstreut und verwelkt. Aber daß es diese Madame Curie einmal gegeben hat, ist gut für die Naturwissenschaft und noch besser für die Tröstungen, die unser Zeitalter geistig benötigt: „Darin unterscheidet ihr genialen Menschen euch wohl von uns gewöhnlichen: Nur euer Werk ist euch wichtig. Euren Ruhm empfindet ihr als lästige Beigabe“ (S. 89).

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