Island - © Foto: iStock/Raulhudson1986

Jón Kalman Stefánsson: Ein Mann sucht sein Leben

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Der isländische Schriftsteller Jón Kalman Stefánsson überzeugt mit einer großartigen Reise in die Vergangenheit.

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Der isländische Schriftsteller Jón Kalman Stefánsson überzeugt mit einer großartigen Reise in die Vergangenheit.

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Wollte man die bedeutendsten europäischen Erzählerinnen und Erzähler auflisten, so dürfte der Name des 1963 geborenen Isländers Jón Kalman Stefánsson auf keinen Fall fehlen. Seine Bücher – darunter „Himmel und Hölle“ und das für den Man Booker International Prize nominierte „Fische haben keine Beine“ – sprühen vor Fabulierlust und zeugen von einer künstlerischen Risikobereitschaft, wie man sie nicht alle Tage findet. Wo sich nicht wenige seiner Kollegen damit begnügen, unter dem Deckmantel des „Autofiktionalen“ Alltagsbefindlichkeiten auszubreiten oder Familiengeschichten in eine plane Chronologie zu bringen, weiß Stefánsson um die Komplexität dessen, was es heißt, von menschlichen Schicksalen angemessen zu erzählen.

Verloren und auf der Suche

Sein neuer, großer Roman „Dein Fortsein ist Finsternis“ ist dafür ein gutes Beispiel. Er setzt ein, mit einem Mysterium, das alles Weitere bestimmt und nach und nach in die Tiefen der (isländischen) Geschichte führt. Ein Mann, der namenlos bleibende Ich-Erzähler, erwacht irgendwo in einer Kirche, die in den Westfjorden Islands steht, und vermag sich an nichts mehr zu erinnern. Wer er ist und was sein Leben zuvor ausgemacht hat, erschließt sich ihm nicht: „Ich weiß nicht, was ich für eine Arbeit habe, wo meine Fähigkeiten liegen, ob ich geliebt werde, nicht einmal, ob ich Kinder habe. Wie kann man das vergessen? Meine Erinnerungen sind spurlos verschwunden, und nur ein wehes Vermissen ist mir geblieben. Es fühlt sich an (…) als sei mir genommen, was mein Ich ausmacht.“

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