Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Lebenssegen
„So nimm — wie Tag für Tag in deine Fenster Der Stephansturm, bald sonnenüberglänzt. Bald schwarz von Regen, weiß von Flocken, grüßte. Das Wienerische mit in Werk und Wirken.
Das Leben soll der Wunder größtes sein, Das ganz erlebte aller Leidenschaftenl Nichts sei dir fremd und alles sei dir Gnade, Ob Glück, ob Leid, ob Lorbeer oder Not, Und wenn du mit dem ärmsten Kameraden Den letzten Heller teiltest, Arm in Arm Mit trunknen Weisen neuen Wein geleert. Stets folgt dem Auf ein Ab, dem Ab ein Auf. Du magst mit Königen auf goldnen Tellern, Magst mit Unsterblichen in Trattorien Die unvergeßlich karge Mahlzeit speisen. Es wird kein Glück sein, das du nicht verkostet. Und helf dir Gott vor dem gerüttelten. Dem vollen Maß des vorbestimmten Unglücks.
Ob unter Palmen, ob im Kugelregen,
Geliebt, gehaßt, beklatscht und ausgepfiffen.
Zu hartem Schweigen jahrelang verurteilt.
Bald allzufrüh, bald allzuspät bekränzt.
Von Ehrgeiz krank und um ein Nichts verhätschelt —
In allem herrscht ein hoher, weiser Wille,
Der auch nicht anders kann, weil ein Gesetz
Für alles, was im Weltall kreist und lebt.
Im Ring, der ewig in sich selber kehrt,
— Ob Kettenglied, ob Kronreif: einerlei —
Die Fessel seiner Daseinsordnung schmiedet.
Bringst du dein Kettenglied geläutert heim, Dann mag es dir im Sterben Krone werden, Die Demut still nach oben reichen darf. Wo du gewogen wirst für alle Zeit.
Ganz leise magst du sagen: .Wenn ich fehlte.
Ich habe viele Menschen froh gemacht.
Half, wo zu helfen galt. Wenn andrer Augen
Im Lachen vieler Freude aufgeleuchtet.
Da war ihr Glück mein Glück. Wo ich daheim.
Dort weiß man noch zu lächeln unter Tränen,
Da wird zum Tanz, was anderswo Gebet,
Da lacht das Glück, der Leichtsinn und der Trotz,
Denn unbesiegbar ist allein, wer lacht.
Die mir die Liebsten — ihnen laß ich nichts
Als eines: dein ist, was dein Herz besitzt.
Dein Geist erfaßt, dein Aug' und Ohr genoß.
Und was vom Lichtschatz dieser Welt in dich
Als Güte, Liebe, Schönheit Einzug hielt.
Was ich getan, ich tat es ganz und gut.
So gut ich es vermocht. Befühl den Ring
Und poch an sein Metall, das ohne Fehl,
Sein Klang ist rein, und formvollendet. — Horchl
Er klingt wie volle Gläser jungen Weines,
Der auf den Hügeln meiner Heimat blümte.
Klingt auf das Wohl der schönen Welt um mich
Und was ich ihr verdanke, ward mein Dank.“
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!