6566632-1949_52_08.jpg
Digital In Arbeit

Musik und neues Theater in Salzburg

Werbung
Werbung
Werbung

Es war dem sehr aktiven Schauspielseminar des Mozarteums zu danken, daß es — wäre es nicht viel eher Pflicht des heuer auf allen Linien versagenden Landestheater gewesen? — unter der verstehenden Leitung von Rudolf E. Leisner sich an eine saubere, konzentrierte Aufführung des schwierigen Stücks „Draußen vor der Tür" von Rudolf Borchert im Studio Sankt Peter wagte. Leisner ließ dem “Abend der Aufführung einen anderen vorausgehen, an welchem Schüler des Seminars im Solo und in Sprechchören einen reichen Überblick über das sonstige poetische Schaffen Borcherts, gewissermaßen als Einführung, gaben. In seinen Gedichten ist die Anlehnung des Jungverstorbenen an große und geliebte Vorbilder, an Rilke, an Morgenstern und Ringelnatz (in gewissen Grotesken) unabweislich. In der Prosa geriet Borchert, wie das ja auch In dem Stück von dem ins Nichts heimkehrenden Soldaten Beckmann der Fall ist, in eine aufdringliche Manier des Auseinanderziehens der Dialoge wie auch des Monologischen und in aufgehäufte Wortwiederholungen. Selbstverständlich hinterließ die Aufführung — sie war ausverkauft, ein Zeichen, daß die Salzburger einmal interessantes Theater und nicht den „Verkauften Großvater“ oder „Das lebenslängliche Kind", einen fadenscheinigen „Hamlet“ und abgespielte Operetten des „ancien regime“, was im Landestheatei von Herrn Otto Emmerich Groh geboten wird, sehen wollen — starken Eindruck und gibt reiche Möglichkeit zur Diskussion. Daß Jugendliche nicht fertiges Theater zu spielen imstande sind, ist klar, aber für ihren großen Ernst und den Feuereifer ihres Einsatzes seien sie bedankt. Erstaunlich die durchgehaltene Leistung des erst achtzehnjährigen Tirolers Kurt Weinzierl als Beckmann!

Versagt heuer das Theater hier ganz, und in Salzburg könnte und müßte gutes Theater gespielt werden, so verschaffen die erlesenen Konzerte im Mozarteum immer erneut wirklichen Genuß. Befürchtungen über eine

le Auflösung des Mozarteumsorchester werden hoffentlich nicht Wirklichkeit und damit zur Katastrophe für das an und für sich etwas lahme Kulturleben der Salzachstadt werden. Diese Gefahr müssen Land und Stadt durch die nötigen Subventionen auf jeden Fall abwenden! Dieses Orchester, das nun in Kapellmeister Paul Walter einen gestrengen Erzieher bekommen hat, bewährte sich neuerdings in einem großen Konzert, das — als Neueinführung des Schulrates der Landesregierung und der Stadtgemeinde für die Mittelschüler — mit etwas schwerer Kost aufwartete: einem formstrengen Orgelkonzert Händels und der gewaltigen „Siebenten“ Bruckners. Das Orchester spielte dabei unter Walters Leitung in uneigennützigster Weise, da es mit keinem Groschen an Einnahmen rechnen konnte. Zu künstlerischer Höhe führte diesen bemühten Klangkörper Dr. Robert Wagner im zweiten Abonnementkonzert, Er machte zuerst mit den in der „Furche" besprochenen „Impressionen für Orchester“ (opus 8) von Theodor Berger bekannt, die das Herz der gegen Neues im allgemeinen zugefrorenen Salzburger sofort auftauten. Hatte Wagner in dieser Interpretation Sinn für Humor und anmutige Landschaftsmalerei bewiesen, so erklomm er in seiner großgeschauten Ausdeutung der Monumentallandschaft von Bruckners „Fünfter" (Urfassung) beachtliche Höhen, obwohl er sich gewisser, leider noch unvermeidlicher Mängel des Orchesters, besonders des Blechs, bewußt sein mußte. Von dort her strömte immer wieder eine gewisse Unsicherheit in das massig sich auftürmende Tongefüge der Brucknerschen Musik ein. Das Ganze aber hatte Würde und vom Dirigenten her spürbaren Höhenflug. In den Solistenkonzerten war es vor allem das Konzert Alfred Cortot, welches bervorgehoben zu werden verdient.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung