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Nordische Magie

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Die große. Epoche des nordischen Films, die eine Zeitlang die Entwicklung des Films mitbestimmt hat, ist vorbei. Einsam ragt derzeit fast nur die Gestalt des heut 43jährigen schwedischen Regisseurs Ing-mar Bergman hervor, dessen steilen Aufstieg seit 1944 die Filme „Die Hetze“, „Hafenstadt“, „Einen Sommer lang“, „Das siebente Siegel“, „Am Ende des Tages“, „Das Gericht“ und „Die Jungfrauenquelle“ darstellen. Vielleicht das uns fremde Milieu, noch mehr aber die kühnen Stoffe und Formen Bergmans haben den Filmverleih in Österreich bisher an der Rentabilität der Einfuhr seiner Filme zwe'feln lassen. Um so begrüßenswerter, daß wir “nitflr\äo'th“'?to;'schon wieder vier Jähre alten Bergman-Film „W i 1 d e Erdbeeren“ sehen. In ausgeprägter Handschrift, mit dunklen Träumen und hellen Rücksendungen wird da von einem alten Arzt erzählt, der auf der Fahrt zur goldenen Promotionsfeier seinem Leben von der Jugend bis zum Alter mit allen Irrungen und Wirrungen, aber auch den Nöten und Freuden anderer begegnet. Mancher Ichsuchtpanzer schmilzt in ihm, aber auch des Doktors Umgebung muß manche Fehleinschätzung seiner Person fallenlassen. Das alles ist bis ins letzte großartig erdacht, aufgebaut, Photographie und gespielt (Victor Sjöström), mit einem Zug zum Magischen, Unheimlichen, Hintergründigen, um eine wertvolle Idee kreisend, die dem hochausgezeichneten Film auch in Österreich das verdiente Prädikat „besonders wertvoll“ eingetragen hat. Hoffentlich geht das Publikum mit und macht dem LInion-Verleih Mut, uns mit früheren Stationen des Filmschaffens Ingmar Bergmans, besonders der „Jungfrauenquelle“ und den „Sieben Siegeln“, bekanntzumachen.

Aus Marcel Pagnols Marseiller Trilogie, viel gespielt und mehrmals verfilmt, hat ein neuer amerikanischer Film, „F a n n y“, mit stärkeren Veränderungen einige Episoden herausgeschnitten und die Geschichte vom Träumer Marius, den die See und die „Inseln unterm Wind“ locken, so daß er erst auf Umwegen zu seiner Fanny und seinem Kind kommt, herzhaft volkstümlich, heiter und sentimental heruntererzählt. Die malerischen Bilder aus dem Marseiller Hafenviertel und die großartige Besetzung mit Maurice Chevalier und Charles Boyer vor allem, Leslie Caron und Horst Buchholz ergeben ein fein gesponnenes, beinahe französisches Spiel.

Zwei große Reprisen helfen die nachfeiertägliche Programmflaute zu beleben: „Der Mann, der sterben muß“, die ergreifende griechische Passion von Kazantzakis, und ein Monument der Filmgeschichte: „Vom Winde verweht“, das heute schon zwei Tote einschließt: Clark Gable und Leslie Howard. Der Film aber lebt.

Filmschau, (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): IIa (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte): ..So liebt und küßt man in Tirol“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Außer Rand und Band mit Twist“, „Drei Adams im Paradies“, „Unternehmen Feuer-“iirtel“, „Unsere tollen Tanten“ — IV 'Für Erwachsene): „Wilde Erdbeeren“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Fanny“. — sehenswert.

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