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Salzburgs ehrbare Gasterey

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Der Salzburger, wenn auch etwas derber und urwüchsiger als der Wiener, wie das zum Salzburger Bier gegenüber dem Wiener Wein paßt, ist schon privat ein guter Gastgeber und ist es auch als Wirt.

In der Stadt Salzburg selbst gibt es urwüchsigbayrische Bräustübl mit Selbstbedienung, in denen das Bier in schweren Krügen ausgeschenkt wird. An Sommertagen sitzt man unter Kastanien und schaut auf den Untersberg oder sitzt an der Salzach. Ein anderer dieser Keller liegt oben im Mönchsbergfelsen. Man blickt von dort über Dächer und Kirchen der Stadt. In alten Klostermauern gibt es aber auch ganz erlesenen Wein. Dann sind da winzige Feinschmeckerküchen mit offenem Holzkohlengrill. Prächtige Gasthöfe liegen vor den Toren der Stadt, an den Seen im Norden und an den Bergen im Süden. Deftige Stuben mit Bauernmöbel.

Wer es nobel geben will, findet Schloßhotels. Der Fuschlsee hieß im 15. Jahrhundert der „Hofküchensee”, weil er die Erzabtei mit Saiblingen, Forellen, Hechten, Barschen und Aalruten zu versorgen hatte. Zu dieser Zeit ist dort ein Schloß entstanden, das lange adeliger Herrensitz war. Jetzt ist es ein Luxushotel und wird in Kürze von seinem neuen Inhaber wiedereröffnet. Von Fuschl ist es nur ein Sprung noch zum vielbesungenen Wolfgängsee. Aber der gehört ja nur noch zur Hälfte nach Salzburg. Vermutlich hat es der heilige Wolfgang vor tausend Jahren in seiner Einsiedelei auch ruhiger gehabt, als es heute dort ist. Das berühmte „Weiße Rößl” ist in 250 lahren unter derselben Familie aus fünf Häusern zusammengewachsen. Jedes Zimmer ist „anders”. Das Haus liegt direkt am See — aber Sie kennen ja die Operette und wissen ohnedies alles: die Bühnenbilder sind immer ziemlich naturecht.

Doch die richtigen heimischen, einfacheren und urwüchsigeren Gaststätten sind aus den Notwendigkeiten des Alltags entstanden: aus Post- haltereien, Brauhäusern und Haltestellen der Salztransporte. In Pongau und Pinzgau gibt es prächtige Beispiele dafür. Schon die Eingangshalle mit ihren Schmiedeeisengittern bedeutet einen freundlichen Empfang. Ahnenbilder der Wirtsleute zeugen Von Tradition.

Das ehemalige fürsterzbischöfliche Hofbräu in Lofer war seit langen Zeiten „Absteigquartier allerhöchster Herrschaften der Post- und Eil- wägen”. Es ist jetzt beinahe ein Museum und dabei ein sehr gemütliches, gastliches Haus. Der Hausspruch über dem Tor stammt aus dem Jahre 1639:

Das Bräu galt stets als gastlich Haus, viel Herren gehen ein und aus.

Von Krummstabs Fürsten einst erbaut, die auch ein köstlich Bier gebraut.

Gott wait, daß diese Gasterey stets fromm und freundlich sey.

Im uralten Kuchl nördlich des Paß Lueg liegt ein „römischer Keller”, über beinahe zweitausendjährigen Gewölben. Im Lungauer Tams- weg gibt es das berühmte „Lederwasch-Zimmer”, das nach einem Meister des 18. Jahrhunderts und seiner kostbaren Wandvertäfelung heißt. Das Walderwirtshaus im Pinzgauer Dorf Wald vor dem Gerlospaß wird 13 50 schon in Urkunden erwähnt. Dort gibt es eine berühmte Hochzeitsstube, die heute zwar als Lesezimmer dient - aber den empfindsamen Reisenden immer noch mit verliebten Einfällen erfüllen soll. Aber darüber ist schlecht erzählen. Wahrscheinlich bin ich auch ein befangener Zeuge. Am besten, man prüft es nach.

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