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WPh. sp. Beeth. Ludw.

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Das Ungetüm Moz. Wolfg. Amad. ist mit zwölf Buchstaben viel zu lang.

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Das Ungetüm Moz. Wolfg. Amad. ist mit zwölf Buchstaben viel zu lang.

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Sie passen doch nicht in unsere Zeit, die sie 'sosehr hebt, die großen Komponisten der Wiener Klassik. Sie sind zu lang. Nicht ihre Werke, sondern ihre Namen. Sie passen nicht in die Spalten der Tabellen, mit denen ihnen die Tonträgerfirmen dienen, die ihren Schöpfungen mit immer neuen Einspielungen unendliche Reverenz erweisen.

Die Tonträger werden dank der fortschrittlichen Technik immer handlicher und kleiner. Bald hat man den ganzen Mozart oder Beethoven in der Westentasche, und morgen vieUeicht in Briefmarkengröße. Trotzdem ist da das ganze Werk komprimiert. Eine praktische und handliche Sache - bloß wie sind nur diese ausladend langen Namen noch unterzubringen? Die computerkompatible Eiste mit Bestel num-mern, Interpreten, lieferdaten, Herstellern und Preisen muß ins Kastel passen wie ein Fahrplan. Da liegt die Schwierigkeit und steht furchterregend vor uns.

Da hilft nur der Abkürzungs-Pro-krustes der Musikindustrie. Wir lernen also, wenn auch nicht im Musikunterricht, sondern im praktischen Leben: Bach, der Joh. Seb., der hat es noch gut, eben kein Wiener, kurz, zehn Buchstaben, das ist das Äußerste. Kennen Sie Hdl. Gg. Fr.? Alleluja, Gott der Herr ist allmächtig! Sieben Buchstaben, kürzer als manche Liefernummer. Grg. Edv. mit sechs ebenso kurz wie Haydn J., womit wir bei den Wiener Klassikern wären, unter denen Papa Haydn einen relativ verständlichen, unabgekürzten Familiennamen-Ehrenplatz einnimmt.

Aber da ist das Ungetüm Moz. Wolfg. Amad., mit zwölf Buchstaben viel zu lang, also Mz. Wfg. Amd., mit acht Buchstaben iiruner noch länger als Händel. Beeth. Ludw. mit neun zu lang, daher Bthv. Lw. Und so weiter: Brk. Ant., Wgn. Rchd., Mhr. Gst.

Sie komponieren: Sinf., Strchqu., Klavson., Klavko., Flökonz., ,Bläqui., aber auch Oper, Lied, Arie. Fein, wenn die Gattung einen kurzen Namen hat! Duett geht gerade noch. Aber was sind Mhr. Gst. Fahr. Ges.? Oder die Zbflt.?

Daß dieses System auch vor den Interpreten nicht halt macht, ist zu erwarten. Der Kar. Herb. v. kann sich wenigstens im Grabe umdrehen, neidisch auf den kurzen Böhm K. Bei den Lebenden Klb. Grs. oder Mti. Ric. bleibt nur die Gelenkigkeit, über die Dirigenten berufsbedingt verfügen. Einen bejahrten Herrn wie Vgh. Sdr. mit seinem Mz. Orch. dazu zu nötigen, wäre brutal.

Lassen wir das! Die Diskussion um den besseren Klang der W. Phil, oder der Berl. Phil, wird nie enden. Schrecklich: St. Mt. i. th. F. mit Marr. Nev. oder das Lpz. Gew. 0., die Lo. Phil, oder gar das Co. Geb. 0. Heimisch vertraut hingegen die Wie. Sinf mit den Wr. Sgkn. Oder auch das noch: Eu. Camb. Or. unter Nik. Hoct.

Wa. Be. singt die Schö. Mü. von Fr. Schb. Genug! Die Freude am Kreuzworträtsellösen unter Musikern und Musikfreunden wird jedenfalls enorm gefördert.

Die Fluglinien haben die Wochentage längst abgeschafft und durch Ziffern von 1 bis 7 ersetzt. Eine ähnliche Lösung wäre den Tonträgerproduzenten für Komponisten, Interpreten und Werke zu empfehlen. Die Nummern der Musiklieblinge wären leichter zu merken. Aber wo bleibt dann der Ratespaß und die neue musikalische Komik?

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