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Die beiden Passionen
Oie Wiedergabe von Johann Sebastian Bachs „M atthäus-Passion“ durch den ambitionierten Madrigalchor St. Veit unter seinem jungen Dirigenten Xaver Meyer hatte wohl nicht die Perfektion und auch nicht den Prunk gewohnter Konzertaufführungen dieses Werkes, dafür aber mehr Wärme als diese. Sie strömte vor allem aus der inneren Beteiligung besonders des Chores, die unmittelbar auf die Zuhörer überging, und der Instrumėntal- soįįsten, dia das stilistische Bild in seinen 'ferneren Ejnien pr 0e%;Un MAffjG Hl)g'
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list (und Tenorarien) wesentlich über die anderen hinaus, verstand die Schwierigkeit seines Parts stimmlich, ausdrucksmäßig und stilistisch auszugleichen. Kurt R u z i c k a als Jesus kam dieser Leistung in etwa nahe, mit ein wenig zuviel Pathos belastet. Xaver Meyer verstand die vielen und vielfältig wirkenden Kräfte ebenso behutsam als energisch zu führen. Dazu gehörten auch der mitwirkende Knabenchor der Bundesrealschule Wien III und das (gelegentlich etwas zu laut spielende) Orchester der Wienet Volksoper.
Am Karfreitag hörten wir unter Hans Gillesberger die „Johannes- Passion“. Auch hier waren die Instrumentalsolisten ausgezeichnet (leider zuweilen vom Streichorchester zugedeckt), während von den singenden Solisten nur Murray D i c k i e als Evangelist (sein nicht ganz geglücktes Streben nach stimmlicher Ausgeglichenheit war nichtsdestoweniger spürbar) und Kunikazu O h a s h i (Baß) ihren Aufgaben stimmlich und geistig gewachsen waren, Rudolf J e d 1 i c k a (Christus) zu opernhaft wirkte und die anderen kaum zur Diskussion zu stellen sind. Das Kammer Orchester der Konzerthausgesellschaft spielte mit guter Einfühlung in seine dienende Rolle. Das Erlebnis des Abends aber war der Wiener Kamme r c h o r, der in seiner Präzision und unmittelbaren Wirkung die dramatischen Stellen in packender Weise wiedergab. Als Gesamtleistung blieb die Aufführung dennoch ein wenig unter dem gewohnten Niveau Hans Gillesbergers, was auf Ermüdung durch Überbiirdung zurückzuführen sein dürfte.
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