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Johann Strauß — Original und Bearbeitung

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Zu dem vieldiskutiertem Thema „Original und Bearbeitung" gab es m Ende der Opernspielzeit zwei interessante Beispiele, die uns nicht vor ein strenges Entweder-Oder stellten, sondern ein freundliches Sowohl-Alsauch demonstrier, cen. Im Schönbrunner Schloßtheater sangen und spielten Schüler der Staatsakademie die „Fledermaus" in der Urfassung, so, wie das Werk vor 75 Jahren zum ersten Male erklungen ist. Professor Kassowitz dirigierte nach einer von ihm aufgefundenen Originalpartitur und Professor Josef Witt inszenierte ganz im Stil der Zeit von 1874. Grete Wiesenthal gestaltete die Ballettnummern nicht als Einlagen, sondern bezog zwanglos Chor und Solisten in das fröhliche Treiben des zweiten Aktes ein. Sehr reizvoll war es, einmal den ungekürzten und unveränderten Text zu hören, der einst unseren Großvätern so großes Vergnügen bereitete und der gerade in seiner Naivität mehr wirkt, als in den verschiedenen Adaptierungen. Die jungen Sängerschauspieler fanden sich erstaunlich gut in jene Sphäre, manchmal ein wenig karikierend, aber im ganzen doch mit einem sehr lebendigen, natürlichen Gefühl für diesen uns heute vielleicht fremdesten Stil. Der Saal in theresianischem Barock gab einen zwar nicht ganz passenden, aber intimen Rahmen für das ausgelassen-fröhliche Spiel. Das Orchester der Staatsakademie kann sich mit jedem auswärtigen Operettenorchester messen, einzelne Leistungen der Hauptdarsteller waren fast bühnenreif.

Die Staatsoper in de r Volksoper brachte als letzte Premiere dieser Spielzeit eine „H ö 11 i s c h e G’s c h i c h t“, ein großes Ballett von Erika Hanika mit Musik nach weniger bekannten Motiven von Johann Strauß, di Rudolf Kattnigg und Anton Paulik zusammengestellt, bearbeitet und instrumentiert haben.

In den fünf Bildern, die in der Hölle, auf der Landstraße im Wienerwald, in einem Vergnügungsetablissement und im Ballettsaal der Oper spielen, tummelt sich „ein ziemlich unnützer kleiner Teufel, Mistopherl,“ durch eine harmlosbunte Handlung und verhilft, im Kampf gegen die scharfen und gepfefferten Zweitakter, dem Walzer zum Sieg. Von den zahlreichen glänzenden Leistungen sei nur die von Julia Drapal — als Mistopherl — hervorgehoben, die nicht nur über Virtuosität, sondern auch über Witz und Charme verfügt. Die musikalische Leitung hatte Otto Ackermann, die Bühnenbilder und Kostüme schuf Max Meinecke. Den ersten Teil des Abends bildete, als Reprise mit teilweiser szenischer Neugestaltung, das Ballett „Titus Feuerfuchs“, ebenfalls mit Musik von Johann Strauß und nach der Idee der Posse „Der Talisman“ von Nestroy.

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