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Klangreihen

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Im Mozart-Saal fand das VI. Konzert der „Reihe“ statt, als gemeinsame Veranstaltung, der IGNM, der Musikalischen Jugend und der Wiener Konzerthausgesellschaft. Auf dem Programm standen Werke von Friedrich Cerha, Karlheinz Stockhausen und Cornelius Cardew. Das Ereignis, (und Erlebnis!) dieses Abends waren die zu Beginn gespielten „Relazioni fragili für Cembalo und Kammerqrchester“ aus dem Jahr 1950 von Cerha, mit 1 dem Programmyermerk „Uraufführung“. Und schon hier beginnt unser Erstaunen: Es ist unbegreiflich, wie neben so vielem , trockenen seriellen Stroh, das, kaum- abgeerntet, auch schon den Weg in die ununterbrochen laufende Mühle der Rundfunksender findet, in so reizvolles, farbiges, erfindungsreiches und auch seinem . Umfang nach (zirka' 20 Minuten) gewichtiges Stück drei Jahre lang unaufgefuhrt bleibt! Mit vollem Recht bemerkt der Kommentator, daß die serielle Organisations-inethode sowie ihre technischen Einzelheiten, welche die Struktur dieser Partitur bestimmen, unerheblich sind. Denn Cerha versteht es, durch den Klang, den zatten Lyrismus und die Ausdruckskraft seiner Musik, zu fesseln und zu bezaubern. Cerhas „Klangidee“ besteht in der Kombination des Cembalotones mit den Timbres eines großen, sehr differenzierten Schlaginstrumenten-Ensembles, das meist im pp eingesetzt ist (Xylophon, Vibraphon, Becken, Glocken usw.). Wirklich originell und ergiebig ist auch die Verwendung zweier Frauenstimmen, welche die

Nachhallklänge des Vibraphons imitieren bzw. ergänzen. — Die folgenden „Klavierstücke V, VII und VIII“ von Stockhausen wirkten darnach trocken und reizlos. Cardews „O k-tett“ von 19S9 für acht Bläser, Violine und Kontrabaß hielt ungefähr die Mitte, war klanglich nicht ohne einen gewissen spröden Reiz, und ließ strengere Strukturen erkennen.

In der Akademie für Musik hörten wir Klavierkompositionen von Schülern Professor Othmar Steinbauers, die ein Jahr lang dessen „Sonderlehrgang für Klangreihenkompo-s i t i o n“ besucht haben. Sie demonstrierten die vielfältige Anwendungsmöglichkeit der Zwölftontechnik J. M. Hauers. Da gab es eine Reihe 6auber gesetzter, musikantischer zweistimmiger Studien, im zweiten Teil des Konzertes auch breiter angelegte polyphone Stücke. Am meisten Profil zeigten die Kompositionen von Otto Sulzer und Erich Ed er, während Kim Dal Sung mit vieT Phantasiestücken demonstrierte* wie leicht sich mit Hauers Tonsprache der fernöstliche Dialekt (Komponist und Interpretin sind Koreaner) amalgamieren läßt. Ein erfreuliches Konzert, bei dem man insgesamt acht junge Talente kennenlernte, die durchaus entwicklungsfähig scheinen.

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