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Konzerte der musikalischen Jugend
Vor zehn Jahren, als die Wiener musikalische Jugend ihre Tätigkeit mit fünf Konzerten und 1020 Interessenten begann, ahnte auch der Optimist nicht die vorwärtstreibende Kraft der Idee, die in diesem Beginnen steckte. Jetzt sind es an die 90 verschiedene Konzertveranstaltungen, und 23.000 Abonnements wurden aufgelegt: ein wirklicher Anlaß, zu feiern und Ansporn, weiterzuarbeiten.
Für die eindrucksvolle Feier hatte man die Wiener Philharmoniker gewonnen, die so ziemlich mit allen bekannten Kräften auf dem Podium des Großen Musikvereinssaales erschienen. Man hörte ein konventionelles Programm (Mozarts Symphonie in Es, KV. 543; Beethovens dritte „Leonoren“-Ouvertüre und Haydns Symphonie in D, Nr. 104). Zur Wiedergabe wäre zu bemerken, daß Mozart um eine Kleinigkeit gedehnter, und Haydn geraffter gespielt wurde (Dirigent: Hans Swarowsky).
Merkwürdiger Gegensatz zu diesem Konzert dann am folgenden Abend, als das Orchester der Musikalischen Jugend (Dirigent: Wolfgang Gabriel) spielte. Was ein Berufsorchester an Routine, wohl auch an Erfahrung und Erlebnissen reiferer Alter mitbringt, ersetzte die Jugend nahezu völlig durch Hingabe und Begeisterung. So war die vernachlässigte „Vierte" Beethovens von morgenhafter Frische, blankgeputzt durch eifriges Studium, erhellt bis in die kleinsten Nebenstimmen. Daß es in den einzelnen Orchestergruppen überaus tüchtige Spieler gibt, werden unsere Berufsorchester bei der Lösung von Nachwuchsfragen hoffentlich .bald- berücksichtigen (Blechbläser, Klarinette, Celli.; Als 'Solistin stellte icfi die aus Oslb stammende' Kari Rasmussen vor, die seit drei Jahren an der Akademie studiert und kommenden Herbst ihr erstes Opernengagement in Westdeutschland an- tritt.
Die sieben Lieder Alban Bergs aus dem Jahre 1907, also noch vor der als Opus 1 gekennzeichneten Klaviersonate geschrieben, freilich erst 1928 veröffentlicht, sind stilistisch unterschiedliche Stücke, teils eigenste persönliche Aussage, teils Funken aus dem Impressionismus und der Spätromantik. Die Orchestrierung unterstreicht dies noch. Der Sopran der sympathischen Sängerin besitzt bedeutende Werte, deren Ausbildung eine Sache der Erfahrung sein wird. Der Vortrag, bei dem mitunter das Bühnentemperament durchschlägt, geriet überall geschmackvoll.
In der Konzertreihe, welche die Wiener Akademie im Austausch mit Musikschulen anderer europäischer Städte veranstaltet, ragte das im Brahmssaal gegebene der „M usikakademie Belgrad" hervor. Der Bassist Djordje Djurdjevič hat ein prächtiges stimmliches Material, dessen Einsatz freilich noch der Zügelung bedarf. Er und der Geiger Dejan Mihailovič haben unsere Bekanntschaft mit südslawischen Komponisten erweitert. Da wären P. Osghian (nettes Konzert für Flöte und Klavier) und die Liederkomponisten B. Kunc und M. Tačevič zu nennen. Als Solopianistin hat wohl Ingrid Rajič mit ihrem weichen Anschlag auf den größten Anteil am Erfolg des Abends Anspruch.
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