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„Medusa“, „Mandarin“ und „Schwanensee“

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Zum ersten Male veranstaltet die Wiener Staats1 oper eine Ballettsaison. Sie wurde mit fünf Reprisenabenden eingeleitet, auf deren Programų „Catulli Carmina“, „Der Mohr von Venedig“ „Abraxas“, „Rondo vom goldenen Kalb“, „Hotel Sacher“ und mehrere Solonummern standen, und erreichte einen ersten Höhepunkt an einem Premierenabend mit Werken von Einem, Bartök und Tschaikowsky.

Angeregt v,on der Perseusstatue des Benvenuto Cellini, schrieb der Amerikaner Gale M. Hoffman für Gottfried von Einem ein „Medusa"- Ballett, das von Erika Hanka choreographiert wurde. In der Ausstattung Georges Wakhewitschs, die stilistisch und in den zarten Farben an Salvador Dali erinnert, entstand ein Werk von hohem artistischem Reiz, dessen optische und tänzerische Gestaltung der autonomen, formal klaren und ein wenig distanzierenden Musik durchaus entspricht. In den Hauptpartien boten Christi Zimmerl und Willy Dirtl Meisterleistungen. Heinrich Hollreiset war ein genauer und aufmerksamer Interpret dieser differenzierten, echt tänzerischen Partitur und ließ zu Beginn der einzelnen Bilder die für reines Schlagwerkorchester geschriebene Meeresmusik gewaltig aufrauschen.

Bartöks „Wunderbarer Mandarin“, nach eirfbm Libretto Melchior Lengyels, 1918 19 geschrieben und erst 1926 in Köln uraufgeführt, wanderte in den letzten Jahren über viele Bühnen und erlebte in Wien erst jetzt seine Premiere. Das ex- pressionistisch-krasse Sujet wurde durch die geschmackvolle Choreographie Erika Hankas, das naturalistische Flendsmilieu durch die Bühnenbilder und Kostüme Wakhewitschs — schön und giftig — wesentlich gemildert. Die sehr jugendliche Darstellerin des „Mädchens“ (Dietlinde Klemisch) trug das ihre zur ästhetischen Verfremdung einer Handlung bei, die leicht peinlich wirken kann. Die Musik Bartöks ist ein Elementarereignis, das an diesem ersten Abend nicht stattfand. (Musikalische Leitung: Michael Gielen.) Auch den Mandarin (Willy Dirtl) kann man sich stärker, faszinierender vorstellen.

Tschaikowskys „S c h w a n e n s e e"-Ballett, 1877 uraufgeführt, fand erst 1195 in der klassischen Choreographie Marius Petipas im St.-Petersburger Marientheater seine endgültige Fassung, in der es auch jetzt gezeigt wurde. Auch für dieses Ballett schuf Wakhewitsch eine traumhaft schöne Szenerie, etwa im Stil Corots. Die Fortschritte des .Corps de ballet waren bemerkenswert, obwohl die strenge geometrische Ordnung nicht immer realisiert war, die Leistungen der jungen Solisten ausgezeichnet (Edeltraut Brexner, Richard Adama, Paul Vondrak u. a.). In der Neueinstudierung Gordon Hamiltons ist die Choreographie noch nicht immer ganz genau mit der Musik koordiniert. (Musikalische Leitung: Michael Gielen.)

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