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„Meistersinger“ und „Carmen“

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Die „freie Ritterweis“ des Walther v. Stolzing wußte Wolfgang Windgassen in den „M e i s t e r-s i n g e r n“ überzeugend gegen die allzu genormte Art der Nürnberger Handwerker auszu singen, diese aber wußten die ihre wesentlich besser auszu-spielen, da sie allesamt weit beweglicher waren, insbesondere der Beckmesser des Erich Kunz, trotz leicht parodierender Züge groß in der Darstellung des menschlich Unzulänglichen, Otto Edelmann, unbeschadet einiger unklarer tiefer Töne, ein sehr sympathischer Hans Sachs mit aller Güte, Weisheit und Humorigkeit des „Schuh-machers und Poet dazu“. Ebenso überzeugend, von jugendlicher Frische und Uebermütigkeit, der David des Anton Dermota. Elisabeth Grümmer als Eva eine lichtvolle Erscheinung, etwas zu feierlich für das Goldschmiedtöchterlein, aber beweglich kontrapunktiert von der lebendigen Magdalena Hildegard Rössel-Majdans. Der Nachtwächter des Norman Foster wie ein aufgezogenes Uhrwerk. Das Orchester (Heinrich Hollreiser) leider fast immer zu laut, so daß der Text unverständlich blieb. Alles in allem eine gute, keine besondere Aufführung.

In gewissem Sinne gilt dies auch von der „C a r-m e n“, deren eigentlicher Star trotz Jean Madeira und Nicola Filacuridi der Dirigent Pierre M o n-teux blieb Der heute Dreiundachtzigjährige, der mit Ernest Ansermet an der Wiege der heute schon klassisch gewordenen Moderne stand und manches Musenkind Strawinskys aus der Taufe hob, ist heute selbst von klassischer Ruhe und Ausgewogenheit in seinem Verhältnis zur Musik älterer wie jüngerer Epochen, von klarer, sicherer Zeichengebung, ohne Hast und Unruhe das Echte heraushebend und das „Hinzueetane“;irWieder 'abstreifend' wie idas Ballett im vierten' Bild. Da e? seihen“'LäriMsmänri' Bizet zweifellos legitimer interpretiert als ein Nicht-franzose, sind auch seine gelegentlich langsameren Tempi zu beachten sowie vor allem die gleichsam „verdramatisierten“ Gesangsnummern. Jean Madeira ist eine temperamentvolle, dämonische Carmen, allerdings zur Gänze auf Effekt spielend, was eben nicht der Auffassung des Dirigenten entsprechen mag. Immerhin sind Spiel und Stimme bei ihr eins und von mitreißender Zügigkeit. Der Don Jose des Nicola Filacuridi ist eine schauspielerisch sehr gute und einheitliche Leistung, gesanglich dagegen unzulänglich. Sympathisch in vornehmer Gelassenheit der Escamillo des (etwas zu verhaltenen) George London. Wenig überzeugend die Notwendigkeit der (von den Sängern ungleich beherrschten) französischen Sprache, zumal bei einem internationalen Team, dem der Chor in undeutlichem Deutsch sekundierte.

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