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Mit kleinem und großem Orchester

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Die Wiener Solisten, 1960 begründet, konzertierten seither unter ihrem ständigen Leiter Wilfried Böttcher fast ununterbrochen im Ausland, sind schon fast in allen europäischen Ländern aufgetreten und stehen jetzt vor einer elfwöchigen Amerikatournee. Die vielen Konzerte haben dem Orchester und seinem Dirigenten eine bedeutende Routinesicherheit verliehen. Daß dabei das Detail und der stets frische Ausdruck nicht zu kurz kommen, ist in erster Linie dem Leiter des Ensembles zu danken. Im Mozartsaal des Konzerthauses spielten die Wiener Solisten das Concerto grosso, D-Dur, op. 6, Nr. 5, von Händel, ein speziell füf sie geschriebenes Concerto a dodici, op. 38, von Helmut Eder, das Klavierkonzert A-Dur von Mozart (mit dem bekannten Mozart-Spieler Karl Engel als Solisten) und ein Divertimento von Joseph Haydn. Im ersten Stück zeigten die zwölf von einem Cembalo gestützten Streicher einen ungewöhnlich großen und festen Ton, in der schwierigen Komposition des 1916 in Linz geborenen Orff- und David-Schülers Helmut Eder eine hervorragende solisti- sehe Technik und bedeutende Musikalität. Das neue Werk ist insofern erfreulich, als es eine sehr eigenständige und energische Zwölftonsprache spricht und auch die Streichinstrumente als solche nicht nur berücksichtigt, sondern auch effektvoll zu Wort kommen läßt. Wilfried Böttcher musiziert ohne stilistische Hemmungen, das heißt: ihm gilt die Musik der älteren Meister gleich lebendig wie die der späteren. Diese Praxis müßte aber etwa in der etwas unbekümmert drauflosmusizierenden Art, wie das Allegro in Händels Concerto grosso vorgetragen wurde, ihre absolut zu respektierende Grenze finden.

Im Zyklus „Die große Symphonie“ gastierte im Musikverein das „Orchestre National de Belgique“ unter André Cluy- tens. Das Programm war der Eigenart und Kapazität dieses interessanten Ensembles bestens angepaßt und entsprach auch sehr der Vorliebe des Dirigenten für Genremalerei, sei es der Spätromantik oder des französischen Impressionismus. So gerieten im 1. Teil die Suite aus César Francks symphonischer Tondichtung „Psyche“ und im 2. Teil die Ballettsuite aus „Daphnis und Chloe“ von Ravel am besten. Hier glitzerte nicht nur das hohe Blech, sondern auch die schlanken Holzbläser gaben dem Vortrag erfreulich lebhafte Farben und Transparenz. Eine „Novität“ von 1937, das seinerzeit vielgespielte, recht robuste Allegro sympho-

nique des Belgiers Marcel Foot (Jahrgang 1901) erwies sich als ein wenig veraltet, und Darius Milhaud hatte keine sehr inspirierte Stunde, als er das drei- sätzige Zwölf-Minuten-Stück „Symphonie concertante“ für vier Soloinstrumente und Orchester schrieb („Divertimento 1959“ wäre der richtigere Titel). Besonders farbig, elastisch und dezent wurde „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss musiziert. Vielleicht erwies hier das Otdhefeter -.am deutlichsten seinen Rang; alsfSpitzenensemble ler Mittelklasse!" ’:

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