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Philharmonische Akademie

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Mit einem Zyklus von drei Konzerten, welchen die Wiener Philharmoniker gemeinsam mit dem Staatsopernchor und Solisten der Staatsoper veranstalten, wird nicht nur die traditionelle Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Körperschaften reaktiviert, sondern auch eine — trotz der vielen, oft allzuvielen musikalischen Veranstaltungen! — erfreuliche Bereicherung unseres Konzertlebens geboten. Die vorgesehenen Programme umfassen, mit Ausnahme des „Magnificat“ von Bach, ausschließlich Chorwerke und Liedkompositionen des 19. Jahrhunderts. Um so erfreulicher, wenn es sich dabei um selten aufgeführte und zu Unrecht verschollene Werke handelt. Im Rahmen der ersten Akademie hörten wir deren drei; die den Abschluß bildenden Quattro Pezzi Sacri von Verdi bedürfen ja keiner besonderen Präsentation und Würdigung.

Die Komposition des Hymnus .Christnacht“ für Soli, Chor und Orchester nach einem Text von Platen begann Hugo Wolf 1886, also nach der „Penthesilea“ und vor den t Meisterliedern. Daß der Komponist gerade mit diesem Werk nicht vollkommen zufrieden war, ist wohl zu verstehen, denn weder entspricht der große Klangapparat dem pasto-ralen Text, noch ist die Tonsprache ganz die eigene. Sie weist unüberhörbare Anklänge an Wagner auf und ähnelt ein wenig der von Humperdincks Märchenoper.

Max Regers Vertonung von Eichendorffs ergreifendem Gedicht „Der Einsiedler“ („Komm, Trost der Welt, du stille Nacht“) für Bariton, Chor und Orchester stammt aus des Komponisten letztem Lebensjahr: ein Werk abgeklärter Ruhe und persönlichster Aussage, mit den Mitteln hoher Meisterschaft gestaltet. Trotz bedeutender harmonischer Kompliziertheit wirkt diese Komposition einfach — wia alles Vollkommene — und reiht sich würdig den Kantaten des großen Thomaskantors an.

Liest man die Namen Hölderlin und Richard Strauß nebeneinander auf dem Programmzettel, so ist man auf eine Uber-raschung gefaßt und fürchtet zunächst für den Stil eines Werkes, das aus dieser unwahrscheinlichen Verbindung hervorgegangen ist. Aber der Hymnus „Die Liebe“, 1921 entstanden, ist auf weite Strecken von einer fast asketischen Zurückhaltung im Klanglichen und paßt sich auch stilistisch dem Text Hölderlins an, wenn auch der antike Ryhthmus erweicht wird. Nur das naturalistische Malen kann der Meister der symphonischen Dichtung nicht lassen, und schon „ein einsamer Vogel“ genügt, um den Komponisten zu Läufen und Trillerketten tu verlocken.

Die Leitung dieses ersten Konzertes — und wohl auch die Programmgestaltung des ganzen Zyklus — war Clemens Krauß anvertraut, der die seltenen Werke aufmerksam und liebevoll betreute. Die Mitwirkung hervorragender Sänger trug wesentlich tarn vollen Gelingen der ersten Akademie bei (Viorica Ursuleac, Vilma Lipp, Dagmar Hermann und Hans Braun).

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