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Zwei Orchester eröffnen

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Die Gesellschaft der Musikfreunde kündigt für 1967/68 den Wiener-Symphoniker-Zykliuß, den internationalen Chor- und Orchesterzyklus, „Die große Symphonie“, einen Zyklus mit den Tonkünstiern, eine Konzertreihe der „Musica Antiqua“, Quartett- und Liederabende und einen Ramimermusik-zyklus 'an.

In ihrem ersten Konzert, mit dem sie zugleich die Saison im Musikverein und ihren Zyklus eröffneten, spielten die Wiener Symphoniker zwei Werke, die sie auf ihrer bevorstehenden Amerika-Japan-Tournee wohl am häufigsten zu Gehör bringen werden: Mozarts „Linzer“-Symphonie (KV 425) und Schuberts „Sechste“. Beide Wiedergaben wurden unter Wolfgang Sawallischs Leitung in den Proportionen aus-

geglichen, formschön, mit Konzentration gestaltet. Besonders die Streicher überraschten mit frischem, duftigem Klang. Das Blech setzte behutsam Glanzlichter.

Höhepunkt des Abends war Jörg Demus' Interpretation des c-Moll-Klavierkonzertes (op. 37) von Beethoven: das Maß 'an Sensibilität, mit dem er jeder Phrase nachspürt, sie nachempfindet, leiht zwar seinem Spiel oft den Hauch des Manierierten. Im speziellen Fall aber ließ Demus hinsichtlich Anschlagkiuiltur, Ausdruckstiefe, Akkuratesse keinen Wunsch offen.

Unter einem prominenten Leiter eröffneten die Tonkünstler zum Start des Rundfunkstudios Niederösterreich ihr erstes Konzert des Zyklus IV im Großen Sendesaal: Aaron Copland dirigierte seine

3. Symphonie, Carlos Chavez' Sim-fonia India, den 2. Satz aus Charles Ives' kühm-origtaellem ,ßecoration Day“ und drei der 1680 komponierten Fantasien für Streichorchester von Henry Purcell. Copland zählt heute unleugbar zu den prominentesten Komponisten, Musikschriftstellern, Lehrern in den USA. Seine größten Verdienste hat er sich seit den dreißiger Jahren mit der Propagierung neuer französischer Musik und mit seinem Eintreten für amerikanische Musik in aller Welt erworben.

Der Abend im Rundfunk wies ihn überdies als profilierte Dirigenten-persönlichkeit aus, in erster Linie als überzeugenden Interpreten sei-

Paul Schöffler als Siebziger. Sein Hobby ist die Malerei. Als Sprecher in der „Zauberflöte“, als Großinquisitor, Kurvenal und La Roche In „Capriccio“ ist er immer noch unübertroffen

nes eigenen Opus: Seine „Dritte“, entstanden 1944 bis 1946 als Auftragskomposition der Koussevitzky Music Foundation, repräsentiert einen eher konservativ orientierten Lösungsversuch der längst problematischen Form der Symphonie. Auf der Basis freitonaler Akkordik entfaltet Copland ein stellenweise leider in Filmmusik abgleitendes Klangbild von relativ einfacher Struktur. Rhythmisch reich akzentuierte Passagen bilden die Höhepunkte. Die 1936 geschriebene „Sin-fonia India“ des heute 68jährigen Mexikaners Ohavez erwies sich in der scharfen, rasanten Wiedergabe der Tonkünsitler als attraktives Arrangement .aus Folklore-Elementen, ostinaten Rhythmen und bewußt primitiver Thematik und Formenkonzeption.

Die Tonkünstler, die von Copland mit knapper, markanter Zeichen-gäbung geführt wurden, spielten exakt, auf Expression und Klangfülle bedacht.

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