Abwärme kühlt Kartoffeln

Die Forschungsgesellschaft Joanneum (FGJ) bietet Universitätsprofessoren und dem akademischen Mittelbau, die sich mit angewandter Forschung beschäftigen wollen, entsprechende Möglichkeiten zu wissenschaftlicher Arbeit außerhalb der Hochschulen. Die von der FGJ abgewickelten Aufträge reichen dementsprechend von Beratungs- und Informationsleistungen bis zur Entwicklung neuartiger Technologien oder produktionsreifer Produkte.

In einem Bereich, dessen Bedeutung von Tag zu Tag wächst, hat die Gesellschaft schon Wesentliches geleistet: in Umweltforschung und Umweltschutz.

Solche Musterprojekte sind: • Umweltverträglichkeitsprüfung für Kleinwasserkraftwerke:

Im alpinen Bereich kommt den Kleinwasserkraftwerken große Bedeutung für die Energieversorgung zu. Einerseits wird der Verbrauch fossüer Brennstoffe reduziert, andererseits wird regional Energie bereitgestellt. Bei der Errichtung von Kleinwasserkraftwerken spielen neben ökologischen und raumordnungspolitischen Gesichtspunkten auch rechtliche, energiewirtschaftliche und wasserwirtschaftliche

Aspekte eine Rolle. Es muß vor allem sichergestellt werden, daß die Beeinträchtigung der Ökosysteme, des Naturraumes und des Landschaftsbildes beim Bau solcher Kraftwerke in vertretbaren Grenzen bleibt.

Im Auftrag der für die Baubewilligung zuständigen Behörde hat die FGJ umfassende Umweltverträglichkeitsprüfungen methodisch ausgearbeitet und rund zwei Dutzend Anträge zur Errichtung von Kleinwasserkraftwerken geprüft, wobei die Suche nach einem Kompromiß zwischen ökonomischen Nutzen und ökologischer Belastbarkeit im Vordergrund stand.

• Nutzung von Abwärme zur Kälteerzeugung:

Bei vielen technischen Prozessen entstehen — zumeist verfahrensbedingt — große Mengen von Abwärme. Da der Wirkungsgrad dieser Anlagen oft nur unwesentlich verbessert werden kann, sucht man nach Wegen zur Sekundärnutzung der Abwärme-energie. Solch einen Weg hat die FGJ mit der Entwicklung einer Absorptionskältemaschine gefunden, die als Pilotanlage in der Kartoffelverwertungsfabrik Hol-labrunn in Betrieb ist, und in der die Abwärme eines biogasbetrie-benen Gasmotors zur Erzeugung von Kälte für die Kühlung von Kartoffelprodukten genutzt wird. Diese Anlage, die die erste ihrer Art in Österreich ist, zeichnet sich durch ihre verfahrenstechnische Einfachheit aus und kann von heimischen Firmen mit Erfahrung im Kesselbau produziert werden.

• Energiesparende und umweltfreundliche Trocknung von Mais und Getreide:

Aufgrund des feuchten Herbstklimas muß in der Steiermark der Mais, der in den letzten Jahrzehnten in immer größerem Maß angebaut wird, vor der Einlagerung getrocknet werden. Mit den steigenden Energiepreisen sind auch die Energiekosten für die Trocknungsanlagen kräftig gestiegen, sodaß Verbesserungen der Anlagen hinsichtlich Energieverbrauch und Umweltfreundlichkeit notwendig wurden. Die FGJ hat dieses Thema aufgegriffen und unter anderem die Maistrockner der Firma Krobath (Feldbach) energietechnisch erheblich verbessern können.

• Sparsame und umweltfreundliche Feinsprühtechnik im Obst-und Weinbau:

Allein in der Steiermark werden im Obst- und Weinbau jedes Jahr Pflanzenschutzmittel im Wert von rund 800 Millionen Schilling verwendet. Neben den hohen Kosten ist es besonders die Umweltbelastung, die eine Reduktion des Spritzmittelaufwandes wünschenswert macht.

Eine Möglichkeit dazu ist der Einsatz von elektrostatischen Verfahren, die sicherstellen, daß ein möglichst hoher Anteil der Spritzmittel auf die Bäume und Rebstöcke konzentriert und nur ein minimaler Teil an die Umwelt abgegeben wird.

In einer von der FGJ, dem Institut für Hochspannungstechnik der TU Graz, der Obstbaufachschule Gleisdorf und der Firma Krobath in Feldbach, einem Sprühgeräteerzeuger, gebildeten Arbeitsgemeinschaft wurden in einem mehrjährigen Projekt die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen und in die Praxis umgesetzt. Es ist damit gelungen, den Spritzmittelaufwand zu reduzieren, die Umweltbelastung zu senken und einem heimischen Betrieb ein Produkt zur Verfügung zu stellen, das international konkurrenzfähig ist.

Die Autoren sind Mitarbeiter der Forschungsgesellschaft Joanneum.