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Aus dem Konzertsaal
Mit Freuden begrüßte man — nach leider nur allzu langer Pause — das Wiederauftreten der „Wiener Instru-mentisten", die, auf alter Originalinstrumenten spielend, ein erlesenes ausschließliches Mozart-Programm absolvieren, und zwar im Schwarzenberg-Palais, so daß zu einem großen, auditiven Genuß auch noch der prächtige visuelle Eindruck des Saales kam. Das mit hoher Spielkultur musizierende Ensemble begann mit dem noch ganz der Haydn-Tra-dition verhafteten C-Dur-Streichquartett, KV 170, dem eines der drei Flötenkonzerte des Meisters, das in D-Dur (KV 285) folgte. Den überaus virtuosen Solopart, der ihm ebensogut wie die Kantilene des empfindungstiefen Adagios gelang, blies Gottfried Hechtl. Mit dem „Kegelstatt-Trio (KV 498) kam der fröhliche, gern zu einem Spaß aufgelegte Mozart an die Reihe. Das dreisätzige Opus hatte in der bekannten Cembalistin Vera Schwarz, die auf dem alten Hofmann-Hammerflügel den Klavierpart spielte, und den Herren Roger Salander (Klarinette) und Tomislav Sestak (Viola) ausgezeichnete Interpreten, Den krönenden Abschluß des durchaus gelungenen Konzertes machte das Streichquartett G-Dur (KV 387), das von allen an diesem Abend aufgeführten Mozart-Werken das reifste und schönste war; sein tief verinnerlichtes Andante cantabile und noch mehr das fugierte Molto-Allegro-Finale steigerte die vier Künstler, die Herren Sumpik, Mitter, Sestak und Knava, zu einer wirklichen Meisterleistung. Alle Mitwirkenden wurden mit reichstem Beifall eines völlig ausverkauften Saales bedacht.
Hermann Prey ist fraglos einer der kultiviertesten, erfolgreichsten deutschen Sänger: Ein Bariton, der alles — was immer er auch singt — mit jener eleganten stimmlichen Glätte, jener stets ausgeloteten Schönheit des Timbres und einer Behutsamkeit des Ausdrucks vorträgt, daß das Publikum von den ersten Takten an hingerissen ist. Auch Schuberts „Winterreise" gestaltete er im Brahms-Saal in dieser Art. Mit einem Schuß unverfänglich-neutraler Poesie, effektvoller Durchschnittsmelancholie und Versonnenheit, die wohl jeder verwundeten Seele, jedem getroffenen Herzen wohl anstehen Und äücfrPdeh Erfolg garantieren. Aber sie lassen einen auch den Verdacht nicht loswerden, daß Prey sich bei so manchem Lied wahrscheinlich gar nicht sonderlich viel denkt. Denn der raffiniert timbrierte, souveräne Schöngesang wird zur selbstverständlichen Manier, die schließlich kaum noch ergreift. Obwohl da Schuberts Anweisungen genau befolgt wurden und der Begleiter Leonhard Hokanson mit Feingefühl für die Zwielichtstimmung der Dämmerung eine imponierende Farbenpalette aus dem Bösendorfer zauberte, ließ uns diese „Winterreise" eher kühl. Eben wie wenn einer am Kamin von denen singt, die draußen frieren ...
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