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Mozart-Feste

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Ein Mozart-Interpretationspreis, den die Mozart-Gemeinde dem jungen Philharmonikerkonzertmeister und frischgebackenen Quartettchef Rainer Küchl im Jänner verliehen hatte, war Anlaß für dieses „Philharmonische“ im Musikverein. Küchl, als Solist Senkrechtstarter und stürmisch gefeiert, bewies mit der Wiedergabe des „Straßburger“ D-Dur-Violinkonzertes von Mozart, daß er trotz seiner Jugend ein versierter, technisch überzeugender Geiger ist. Die Deutung des Werks schien mir freilich etwas distanziert, muß wohl erst richtig reifen. — Die Leitung dieser festlichen Matinee, eines intimen Mozart-Fests, war dem jungen Wiener Theodor Guschl-bauer anvertraut. Guschlbauer, der sich in Lyon seine Sporen als Opernchef verdient hat, zur Zeit in Graz „Entführung“ einstudiert und ab Herbst 1975 Chef des Linzer Bruckner-Orchesters ist, verfügt über alle Voraussetzungen für mustergültige Mozart-Wiedergaben. Ein sensibler Künstler, mit sicherem Geschmack, überragendem Formempfinden, brillanter Musizierkultur. Imponierend die Übereinstimmung zwischen ihm und den Philharmonikern, die die Es-Dur-Symphonie (KV 184), den D-Dur-Marsch und die „Posthorn“-Serenade schlank, frisch und mit Bravour spielten.

Helen Donath ist eine geradezu Idealanforderungen entsprechende Mozart-Interpretin: Ihr geschmeidiger Sopran, im Liedgesang ebenso sicher und kultiviert geführt wie in großen Opernarien (etwa als Ilia), hat die Frische, Leichtigkeit, den Glanz, aber auch das warme Timbre, ohne das Mozart-Liedwiedergaben nur zu leicht artistisch wirken. Und sie, die Vielbejubelte, die vom Material her aus dem Vollen schöpft, hat obendrein imponierenden Mut zur Schlichtheit. Das gibt ihrem Gesang die Intimität und Liebenswürdigkeit, die das Publikum so schätzt. Und das machte auch in ihrem Konzert im Mozartsaal ihre Schubert-Wiedergaben so reizvoll, lieh ihnen die Atmosphäre des „Freudvoll-und-leidvoU-gedankenvoll-Seins“.

Aus Böhmens Hain und' Flur be-' zog der vierte Abend im Internationalen Kammerorchester-Zyklus im Großen Musikvereinssaal in Wien seine spezifische Atmosphäre. Das Prager Kammerorchester war mit Franttsek Ignac Tumas „Tänzerischer Suite in A-Dur“ nach Wien gekommen; dieser wurde später in Wien Schüler von Johann Josef Fux und um 1730 Kapellmeister bei Graf Franz Ferdinand Kinsky. Nach dem Tode übernahm Tuma die Kapelle von der Witwe Kaiser Karls VI., Elisabeth Christina, die er neun Jahre lang leitete. Die drei anderen Werke sind, was ihre Komposition betrifft, im deutschen Sprachraum angesiedelt. Mozarts Es-Dur-Symphonie (Nr. 39, KV 543) gewinnt durch die Holzbläser-Besetzung zusätzlich an Reiz, und Hugo Wolfs „Italienische Serenade“ bekommt die Veränderung nicht minder gut... Eine Freude ist die Art und Weise, mit der das Prager Kammerorchester seine Akzente setzt — im Dynamischen wie in der Agogik — von der Kunst des Nuancierens ganz zu schweigen ... Nicht unerwähnt bleiben darf die Elastizität, mit der sich das Ensemble einzufühlen weiß, mehr als respektabel die Differenzierung des Klanges. Ein Ensemble von nicht alltäglicher Qualität hat uns gezeigt, was Musizieren heißt.

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