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Die Snuege des Vase uuduilfer

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Früher, sagte der Senior zu seinem Junior, ja früher…

Und der wohlgeratene Sprößling vergaß seine gute Erziehung: Ihm ginge der ewig alte Spruch schön langsam auf die Nerven, er halte das alles nicht mehr aus - und überhaupt. Was sich die Altvorderen denn eigentlich einbildeten: Immerhin seien ja gerade sie schuld an alledem, was heute für Unbehagen zwischen den Generationen sorgt.

Und dann hat er sich ausgelassen, der Junior: Das ewige Herumgerenne und -getue mit der Siche- rung des Wohlstandes, mit dem „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ und einem stets wiederkehrenden „Ich will ja nur, daß es euch einmal besser geht als uns, wenn ihr erwachsen seid ..- das alles könne ihm gestohlen bleiben.. -

Sprach’s, nahm die Zimmertür in die Hand (oder zumindest die Türschnalle) und warf - ehe er selbiges mit der besagten Zimmertür ins Schloß tat - einen-Satz in den Raum, an dem die lieben Eltern noch einige Zeit zu kiefeln hatten. Er sagte nämlich, der Junior: „Ihr mit eurem Glauben daran, daß alles machbarüst.“

Das war alles gewesen - und doch erst ein Anfang.

Ein Anfang im neuen Denken abseits alter Bahnen. Lang hatte es gedauert, aber jetzt, jetzt plötzlich wurden Zusammenhänge klar und überschaubar: Von der Unterstützung der Friedensbewegung über die Ablehnung des sündteuren Urlaubs auf der Jacht zugunsten eines dreiwöchigen Abenteuer-Aufenthalts in halb Europa mit Inter-Rail, von der aktiven Unterstützung der Atomkraftgegner bis hin zum verkündeten Berufswunsch, Familienvater und Bauer zu werden.

Was hatten sie bloß falsch gemacht?

Und wie war das früher wirklich gewesen, im wiederaufzubauenden Nachkriegsösterreich? Und stimmt es wirklich, daß die beiden sich in den letzten Jahren viel zu wenig um den Nachwuchs, seine Ängste und Hoffnungen, Wünsche und Schwierigkeiten gekümmert hatten?

Nachdenklich saßen sie da.

Und sie beschlossen, ihre Art und Weise zu leben … neu zu überdenken.

Hier endet das Märchen.

Weil sich das, was da beschrieben worden ist, in der Alltagsrealität nicht abspielen kann.

Weil Väter und Mütter auch heute noch „Arbeit für Kapital“ denken, reden und handeln.

Weil ein Umdenken zu zeitaufwendig wäre.

Es sei denn, sie erfahren von ihrem Sohn, daß das Gerede mit dem „früher“ ihm auf die Nerven geht, daß … - aber das ist ja nur ein Märchen.

Mag. Michael Koch ist Mitarbeiter im ORF

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