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Erneuerung wird geschenkt

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Der Verfasser ist Pfarrer von Wien-Hernals und Beauftragter für die charismatische Gemeindeerneuerung in der Erzdiözese Wien

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Der Verfasser ist Pfarrer von Wien-Hernals und Beauftragter für die charismatische Gemeindeerneuerung in der Erzdiözese Wien

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Es werden heutzutage in der Kirche vor allem Probleme abgehandelt; der negative Akzent ist vorherrschend. Wer Positives darlegt, erweckt vielleicht Erstaunen, vor allem aber Skepsis. Ich möchte nun doch Positives schreiben - und vielleicht Skepsis ernten.

Trotz aller Krise leben wir im Jahrhundert eines ganz großen kirchlichen Aufbruchs. Nach einer Zeit der Organisationen und Verbände setzten sich Bewegungen mit zunehmend geistlichen Zielsetzungen durch: liturgische Bewegung, Bibelbewegung...

Dann lösten charismatische Persönlichkeiten charismatische Ströme aus: Cardijn, Taize, Cursillos, Foccola-rini...

All das und die Persönlichkeit Johannes' XXIII. entfachte den Feueratem des Konzils und schuf eine neue Situation von oben her.

Da dieses Konzil ein eminent geistiges und geistliches Ereignis war, kommt es vor allem auf einen geistigen und geistlichen Prozeß der Aneignung an. Derartig Erneuerung geht nicht nach Programm. Sie kann durch seelsorgliche Routine nicht in die Wege geleitet werden.

Mitten in der nachkonzilia-ren Krise der Kirche, aneinander im amerikanischen Katholizismus progressive und konservative Kräfte fast unversöhnlich gegenüberstanden, als die Säkularisierung und die „Gott-ist-tot-Theologie" die Intellektuellen geistlich

lähmte, brach eine umfassende Strömung geistlicher Erneuerung in der katholischen Kirche auf.

Die „Charismatische Erneuerung" breitet sich wie ein Lauffeuer in allen Großkirchen aus. Die Zahl der davon erfaßten Personen verdoppelt sich von Jahr zu Jahr. Sie ist ein ökumenisches Ereignis, hat keinen Gründer, kein Zen-

trum, keine Organisation, keine Mitglieder, ist keine Bewegung im soziologischen Sinn; sie wurde nicht geplant und in diesem Ausmaß nicht erwartet.

In Österreich treffen sich wöchentlich nahezu 200 Gebetsgruppen zu Gebet und geistlichem Austausch. Ihre Stärke schwankt zwischen 20 und 150 Personen. Daneben existieren viele private kleine Gemeinschaften. Hier geschieht ein geistlicher Aufbruch, nicht spektakulär, sondern still und leise, aber unaufhaltsam.

Es gibt keineneuen Bildungsprogramme, keine neuen Aktionsprogramme, auch keine

neuen Anforderungen für eine auserwählte Elite. In einem längeren Erwachsenenkate-chumenat geschieht tiefe Bekehrung, wird persönliche Tauf- und Firmerneuerung in Gemeinschaft möglich, erfahren Priester Erneuerung ihres Priestertums und Ordensleute ihres Ordenslebens.

Viele bitten um die Geistesgaben (Charismen) Tür ihren gottgewollten Dienst am Nächsten. (Diese Schritte sind auch in den liturgischen Büchern der Kirche vorgesehen; sie geschehen aber meist nicht oder nur oberflächlich.)

Gemeinsames christliches Leben erwacht; es ist nicht mehr nur rationale Beschäfti-

gung mit Gott oder mehr oder weniger krampfhaftes moralisches Bemühen. Das Herz wird von Gott gewonnen, Freude an ihm und Hunger nach seinem Wort bricht auf, das Joch Christi wird leicht, Glaubenszeugnis wird möglich.

Erneuertes christliches Leben und erneuertes Gemeindeleben und kraftvoller Dienst am Glauben anderer kann nicht gemacht, nicht organisiert, nicht befohlen werden. Niemand kann sich oder andere zu erlösten Christen machen. Das ist Geschenk, Werk Gottes.

Vom 14.(19.30 Uhr) bis 17. August (17 Uhr) 1980 findet ein gesamtösterreichisches Treffen der charismatischen Erneuerung im Kurzentrum Wien - Oberlaa statt. Es werden rund 2000 Teilnehmer erwartet. Kardinal Suenens wird als Beauftragter des Papstes kommen.

Dieses Treffen wird keine Arbeits- oder Studientagung sein. Es besteht die Hoffnung, daß es ein geistliches Ereignis, ein gottesdienstliches Fest wird, daß Impulse in unsere Gemeinden hineinwirken werden. Das Treffen ist allgemein zugänglich.

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