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Erster Schritt zu „Friedenskonfcil“ ?

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Der Friede ist ein urchristliches Thema. Kommt auf dieser Basis nach einem Gebetstreffen der Konfessionen im Herbst auch ein „ökumenisches Konzil“ aller Kirchen zustande?

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Der Friede ist ein urchristliches Thema. Kommt auf dieser Basis nach einem Gebetstreffen der Konfessionen im Herbst auch ein „ökumenisches Konzil“ aller Kirchen zustande?

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Zuerst ist die Idee in der Evangelischen Kirche Deutschlands aufgetaucht. Zu ihrem eifrigsten Propagandisten wurde der bekannte Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker, der darüber im Oktober 1985 auch in Wien referierte (FURCHE 42/ 85). Die Rede ist vom „ökumenischen Friedenskonzil“.

„Daß in Sachen Frieden zu wenig getan wird, daß wir uns viel zu schnell mit manchen Dingen als unabänderlichen Tatsachen abfinden“, ist für den neuen Präsidenten der Kommission „Iustitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Friede) in Österreich, Weihbischof Florian Kuntner, keine Frage. Die Idee „Friedenskonzil“ wurde daher schon im Herbst 1985 von der österreichischen Bischofskonferenz behandelt, die ihren Vertreter bei der Außerordentlichen Bischof ssynode im Dezember 1985 in Rom, den Salzburger Erzbischof Karl Berg, ersuchte, in Rom diese Frage aufzuwerfen.

Als Problem erwies sich der Begriff „Konzil“, weil dieser im Kirchenrecht eine ganz bestimmte Bedeutung hat. „Hier gibt es Fragen“, so Florian Kuntner, „von denen, obwohl sie zunächst sekundär erscheinen, das Gelingen oder Scheitern dieser Idee abhängen kann: Wie sieht das Statut einer solchen Versammlung aus? Wer beruft sie ein? Wer gehört noch.dazu, wer nicht?“

Erzbischof Berg stellte, so Kuntner, in Rom fest, daß die Idee des „Friedenskonzils“ noch kaum über die deutsche Sprachgruppe hinausgedrungen war. Daher rät Kuntner zur Geduld: „Wenn man bedenkt, daß die katholische Kirche bereits zum Großteil ihre Mitglieder in der Dritten Welt hat, dann ist sicher noch ein sehr langer Prozeß notwendig.“

Karl Berg kehrte aber auch mit einer erfreulichen, inzwischen allgemein bekanntgewordenen Meldung zurück: Papst Johannes Paul II. lade die Oberhäupter der anderen christlichen Kirchen zu einem Friedensgebet nach Assisi ein. Dieses Treffen wird, wie der Papst nun am 6. April nach dem Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom verkündete, am 27. Oktober 1986 stattfinden. Nicht nur Vertreter christlicher Konfessionen, sondern auch Repräsentanten anderer Religionen sollen daran teilnehmen und haben großteils schon zugesagt.

Das Interesse an einem ökumenischen Friedenstreffen ist allgemein sehr groß, wie Stellungnahmen etlicher Organisationen beweisen. Dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen. Katholiken, Hans Maier, ist sicher zuzustimmen, wenn er jüngst davor warnte, „bereits in der Vorbereitungsphase aus mangelnder Rücksichtnahme auf bestehende theologische, kirchenrechtliche und sachliche Gegebenheiten der einzelnen Kirchen“ Streit heraufzubeschwören.

Wichtiger als die Bezeichnung eines solchen Friedenstreffens ist sicher, so argumentiert auch Florian Kuntner, die Idee und was wir von ihrer Verwirklichung aus dem bereits Vorhandenen (etwa dem Weltfriedenstag) machen.

Friede ist für den Wiener Neustädter Weihbischof zunächst eine Frage gerechter wirtschaftlicher Verhältnisse, der Freiheit, der Bildungsmöglichkeiten: „Wenn für Leib und Seele nicht im richtigen Maß gesorgt werden kann, dann ist der Mensch in einem Zustand des Unfriedens.“

Letztlich geht der Friedensgedanke aber, so Kuntner, viel weiter: „Friede besteht in einer positiven Einstellung, nicht nur darin, daß ich vom anderen alles bekomme, was ich brauche, und von ihm nichts mehr zu befürchten habe, sondern daß ich positiv auf ihn zugehe, das Gute an ihm schätze, daß so etwas wie ein Band zwischen ihm und mir entsteht. Friede hat mit Liebe zu tun. Der Mensch wird merken, daß er hier immer wieder versagt, darum hat Friede mit Sünde und Versöhnung zu tun, hat er mit Gott zu tun, weil der Mensch viel zu schwach ist, um allein diesen Frieden zu schaffen.“

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