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Klima der Hoffnung

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„Die Rettung dieser Welt wird von Menschen ausgehen, die von der Kraft des Heiligen Geistes geführt sind", sagte der Wiener Erz-bischof, Kardinal Hans Hermann Groer, als er vergangene Woche in Wien-Lainz die 50. Österreichische Pastoraltagung-Thema: „Christliche Gemeinden für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" - eröffnete. Am Ende der Tagung betonte der Wiener Weihbischof Florian Kuntner in seiner Predigt, er habe bei der Europäischen Ökumenischen Versammlung in Basel (15. bis 21. Mai 1989) das Wirken des Heiligen Geistes gespürt, die Christen sollten den Mut aufbringen, wieder auf einen „einfachen Lebensstil im franziskanischen Stil" zurückzugreifen.

Daß ein Umdenken not tut, darauf wurde in den Referaten und Kurzberichten auf dieser Jubiläumstagung eindringlich hingewiesen.

Der evangelische Propst von Erfurt (DDR), Heino Falcke, meinte, daß die Zeit des „gerechten Krieges" vorbei und jene des Nachdenkens über einen „gerechten Frieden" im Sinne des jüdischen Schalombegrif-fes (den der Alttestamentler Gottfried Vanoni von den Steyler Missionaren in St. Gabriel erläuterte) gekommen sei.

Auf den mehr als veständlichen Hunger nach sozialer Gerechtigkeit wies der Schweizer Theologe Josef Sayer am Beispiel von Peru und der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung hin. Der Wiener Ökologe Heinrich Wohlmeyer führte eindringlich vor Augen, wieviele Umweltbomben tik-ken und dringend entschärft werden müßten.

Wie Tropfen auf heiße Steine nahmen sich dagegen die Kurzvorstellungen einzelner Gruppen aus, die zu den Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung (vor allem letztere Formulierung unterscheidet das spezifisch christliche Engagement zu diesen Problemen vom glücklicherweise weit über die Kirchen hinaus reichenden Einsatz auf diesen Gebieten) Initiativen gestartet haben.

Der Paderborner Pastoraltheologe Norbert Mette deutete in seinem Schlußreferat an, was in den einzelnen Gemeinden zur Bewältigung dieser Fragen geschehen könnte.

Wer den Problemen kleinmütig gegenüber steht, möge sich die fast unglaublichen Veränderungen in Osteuropa binnen weniger Monate vor Augen halten. Berührend war auf dieser Tagung der Auftritt des jahrzehntelang amtsbehinderten (und ebenso lange vergebens zur Pastoraltagung eingeladenen) Bischofs von Königgrätz (Hradec Kralove), Karel Otcenasek. Fast genauso wie die Inhalte der Tagung (die FURCHE wird demnächst in einem Ökumene-Dossier darauf zurückkommen) bewegte ihr diesjähriges - vom Aufbruch im Osten einerseits und vom Miteinander mit den anderen Konfessionen anderseits geprägtes - Klima der Hoffnung die Teilnehmer.

Bedauert wurde, daß der Papst zwar die Anliegen von Basel in seine Neujahrsbotschaft 1990 aufgenommen hat, daß aber die römischkatholische Kirche zur Weltversammlung der Kirchen in Seoul nur eine Mini-Delegation entsendet. „Wir werden sie vermissen," meinte der Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Dieter Knall, der in seiner Predigt beim ökumenischen Gottesdienst dreimal betonte: „Der uns aufgetragene Weg kann nur ein gemeinsam beschrit-tener sein."

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