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In kleiner Besetzung

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Im Mozart-Saal lief nun auch der Zyklus III (Alte Musik) an und bescherte einem nicht übermäßig zahlreichen, wegen der gebotenen Vokalvirtuosität aber äußerst glücklichen Publikum die Begegnung mit „The Scholars", fünf jungen, ehe maligen Sängern des weltberühmten Chores am King’s College in Cambridge. Eine Mezzosopranistin und vier Herren, darunter ein — nach britischer Sitte bärtiger — Falsettist boten „Lieder und Gesänge aus dem 16. und 17. Jahrhundert“ in schlecht hin meisterhafter Art. Senfl geriet deutsch-innig genauso glücklich wie polterig-derb oder raffiniert-verspielt, Thomas Morleys Falala-Melo- dik kontrastierte effektvoll zu Robert Whytes „Lamentations of Jeremiah“ und anderen Köstlichkeiten. Die fünf bildhübschen jungen Leute erwiesen sich als Perfektionisten, was Rhythmik und Tongebung anbetrifft und lösten lauten Jubel aus.

Das im Mozart-Saal von seinen Anhängern gleich beim Auftritt wärmstens begrüßte „Trio di Trieste“ erwies sich mit seinem Programm (Schumann op. 110, Beethoven op. 97) als rechtes Meisterensemble. Zur restlosen Ausgewogenheit fehlt bloß der sehr kultivierten Geige etwas mehr Ton und Temperament. Was aber an Ausgewogenheit in der Interpretation der einzelnen Sätze, plastisch-musikalischem Zusammenwirken und rhythmischer Präzision geleistet wurde, noch dazu in selbstverständlich anmutender Lok- kerheit, das ließ diesen schönen Abend im Zyklus VI des Konzerthauses zum beglückenden Erlebnis werden.

Die Fortsetzung im Cembalo- Zyklus im Schubert-Saal machte noch eine Qualitätssteigerung möglich. War schon der erste Abend gut und interessant gewesen, so wurde nun allen Bach-Verehrern hohes Glück zuteil: Anna Gallet und Mari- nette Extermann, Genfer Künstlerinnen, spielten auf zwei Cembali aus der „Kunst der Fuge“ die beiden großen Fugen mit ihren „gespiegelten“ Gegensätzen, die als einzige auch in einer Originalfassung für zwei Cembali vorliegen. Geradezu überraschend war das Temperament und die musikalische Lebendigkeit der beiden recht zurückhaltend auftretenden Damen, und es ist sehr zu bedauern, daß diese großartige Interpretation nicht auf Schallplatte oder Tonband zu haben ist. In gleich hoher Qualität gab es dann eine riesige Suite vom į,großen“ Ccniperin und das hinreißende Konzert für zwei Cembali von W. Friedemann Bach. Eine abschließende Novität des 34jährigen Linzers Alfred Mitterhofer („Duo für zwei Cembali“) mit seinem Schwanken zwischen aparten Klängen in der Art von Kropfreiter und Akkord- bzw. Clu- ster-Gehämmere fand geteilte Aufnahme.

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