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Konzerte

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Ein schönes Musikvereins-Kon- zert mit geschlossener Wirkung verdankte man dem ORF-Sym- phonieorchester, Theodor Guschl- bauer und Roswitha Randacher. Die mädchenhafte Endzwanzigerin leitet mit Josef Sivo zusammen eine Violinklasse an der Musikhochschule und behält ihre Solistenkarriere im Auge; wie „ihr” Sibelius- Konzert zeigte, vollkommen zurecht - wir erinnern uns gar nicht, das Konzert in den letzten Jahren so ausgeglichen und musikalischnatürlich gehört zu haben. Ansprechend die Mischung aus Selbstsicherheit und voller Hingabe an das Werk, die voll entwickelte Virtuosität, die gerade bei diesem schweren Stück angebracht ist, wurde durch klug überlegte Dynamik und Phrasierung, eleganten Strich und bestechende Disziplin wirkungsvoll ergänzt. Guschlbauer sorgte dafür, daß es tatsächlich ein Konzert für Violine und Orchester wurde. Seine anschließende Interpretation von Bruckners „Erster” war durch einfache Poesie und gutgliedernde Tempowechsel gekennzeichnet. Letzteres ging allerdings etwas auf Kosten einer schärferen rhythmischen Konturierung.

Wer im Mozart-Saal die 17jährige Wiener Geigerin Klara Flieder gehört hat, war Zeuge eines Ereignisses. Hier spielte kein älter gewordenes Wunderkind (das Klara Flieder im eigentlichen Sinne nie war), hier präsentierte sich eine junge Künstlerin als technisch fertige Instrumentalistui, und das ist sehr viel, wenn das Instrument eine Geige ist Natürlich arbeitet die junge Dame weiter an sich, und es wird sich wohl noch einiges ändern (das „neue” Vibrato und der herbschöne Ton ließen hier aufhorchen), aber wie sie auch die schwersten (und musikalisch leider so wertlosen) Stücke zum Beispiel eines Ysaye („Ballade”), Saint-Saens („Introduktion” und Rondo capric- cioso, op. 28) oder Sarasate hinlegte, das wies sie als echte Virtuosin aus. Gespür für Auswahl bewies sie mit Brahms (Sonate A-Dur, op. 100) und Beethoven (op. 30/3) genauso wie mit dem heiklen „Duo Concer- tant” von Strawinsky, das sie so ganz in seinem (und unserem) Sinne spielte: „Musik drückt nichts anderes aus als sich selbst…” Namentlich im Bereich der klassischen Moderne dürfte von Klara Flieder noch Bedeutendes zu erwarten sein.

Der aus Brünn gebürtige Dirigent Zdenek Macai zeigte gleich bei seinem ersten Auftreten in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde, welcher Gewinn er für unser Konzertleben sein kann: Er versteht seine Energie auf das Orchester zu übertragen, effizient zu proben, wahrt bei allem musikan- tischen Schwung auch die nötige Präzision. Die Ouvertüre „Othello” von Dvoräk, ein nicht sehr tiefgründiges Stück, konnte man wegen der Seltenheit gelten lassen, mit der es (zu Recht) gespielt wird, aber das „Heldenleben” von Strauss war das geeignete Demonstrationsobjekt für die Qualitäten des Dirigenten.

Am Applaus hatte auch Konzertmeister Schnitzler mit seinem brillanten Violinsolo rechten Anteil. Ein wahrhaft meisterlicher Geiger war ihm vorausgegangen: Itzhak Perlman mit Dvoräks Violinkonzert Bezauberte hier vor allem die Schönheit des lyrischen Gesanges, so begeisterte der Israeli mit der 5. Caprice von Paganini durch seine Virtuosität ebenso wie durch seine gelöste Heiterkeit

Das sympathische und künstlerisch vielversprechende Ehepaar Maria Zatschek-Hiraoka (Flöte) und Seiichi Hiraoka (Gitarre) war schon des öfteren zu hören, auch in Japan, und spielte im Figarosaal des Palais Palffy ein zwischen Klassik und Moderne ausgewogenes Programm. Die jüngere Literatur für Flöte und Gitarre (Solostücke und solche für beide Instrumente) verdient es, daß die beiden sich ihrer annehmen; Man hörte Feld, Rodrigo, Villa-Lobos und Haug. B.

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