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Kulturwandern in Klagenfurt

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In Klagenfurt kann man nicht nur baden und Sport betreiben, sondern auch Kulturwandern. Denn die Stadt ist ein Spiegelbild vieler bedeutender Epochen

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In Klagenfurt kann man nicht nur baden und Sport betreiben, sondern auch Kulturwandern. Denn die Stadt ist ein Spiegelbild vieler bedeutender Epochen

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Schon der erste Eindruck Klagen-furts ist für den interessierten Besucher faszinierend: Hier gibt es keine tote Museum-Altstadt, sondern eine, die vor Leben pulsiert. Meisterhaft hat man es verstanden, historische Gebäude nicht nur zu renovieren, sondern sie auch in das tägliche Leben einzubinden. In wunderschönen Arkadenhöfen finden sich Geschäfte und Cafes, Passagen wurden sorgfältig restauriert und erschlossen, wichtige Bereiche der Altstadt sind heute Fußgängerzone.

Bei einem Rundgang durch diese Altstadt finden wir sicherlich keine weltberühmten Bauten, doch gibt es für den kunsthistorisch interessierten Kulturwanderer sehr viel zu entdek-ken. Immerhin repräsentiert schon der Stadtgrundriß, der 1534 nach den Plänen des berühmten italienischen Baumeisters Domenico de Lalio angelegt wurde, erstmals und einzigartig in Österreich den kompromißlosen Durchbruch zur Neuzeit. Diese schachbrettartige Straßenstruktur, die auch heute noch das Bild des modernen Klagenfurt prägt, bedeutete unter dem Einfluß der Renaissance und dem italienischen Rationalismus erstmals eine entscheidende Abkehr vom Mittelalter.

Die Innenstadt von Klagenfurt ist ein Spiegelbild vieler bedeutender Epochen und vielfältiger Stilrichtungen seit dem 16. Jahrhundert. Prächtige Barockfassaden, wie zum Beispiel das Palais Goess am Alten Platz oder Gebäude in der Herrengasse, wechseln sich ab mit schlichten Ensembles aus dem Biedermeier. Für bauhistorisch Interessierte bietet die Kärntner Landeshauptstadteinige besondere „Gu-stostückerln": Viele bedeutende Gebäude sind im Zeichen einer lange verkannten und seltenen Sonderform der Renaissance und im Stil des Manierismus, jenes Zeitabschnittes zwischen Renaissance und frühem Barock, errichtet worden.

Wandern wir nun zum bedeutendsten Klagenfurter Bauwerk, dem Landhaus. Hier hat der italienische Baumeister Anton Werda sicher ein Meisterstück geliefert. Übrigens verdankt Klagenfurt Werda und einigen anderen italienischen Architekten den südlichen Hauch, der jedes Jahr so viele Besucher fasziniert. Das Landhaus mit seinem zweigeschossigen Arkadengang, den großzügig geplanten seitlichen Stiegenaufgängen und den schweren, rusti7ierten Pfeilern zählt zu den Wahrzeichen von Klagenfurt. Dem Stil und der Originalität des Landhauses entspricht bei den sakralen Bauten die Domkirche. Von den Ständen als protestantische Kirche erbaut und später der Dreifaltigkeit geweiht, wirkt die Westfassade des sakralen Gebäudes wie ein Spiegelbild des Landhauserdgeschosses. Auch bei den Stiegenaufgängen des Rathauses am Neuen Platz - einem ehemaligen Renaissancepalast der Grafen Rosenberg - erinnert vieles an den Stil des berühmten italienischen Baumeisters.

Viel Fingerspitzengefühl benötigten die verantwortlichen Stellen der Stadt, um die Klagenfurter Jugendstilhäuser vor der Modernisierungswut zu schützen. Heute zählen gerade diese Gebäude wie zum Beispiel das renovierte Hotel Moser zu den repräsentativen Gebäuden in der Innenstadt. Auch das Stadttheater (1910) und das Künstlerhaus (1914) sind gelungene Beispiele der Baukunst am Beginn des 20. Jahrhunderts. Nicht unerwähnt bleiben sollen verschiedene kulturelle Sehenswürdigkeiten, die dem Besucher nicht sofort ins Auge stechen. Die Stiftskirche Viktring, die älteste Kirche der Stadt, mit ihren meisterhaften Glasgemälden ist ebenso einen Besuch wert wie das Kirchlein St. Peter am Bichl, ein romanischer Bau mit langobardischen Ornamenten, römischen Säulenresten und einem frühromanischen Grabstein. Die Landeshauptstadt wird aber auch von einem regelrechten Kranz von Schlössern umgeben: Ob das im 16. Jahrhundert erbaute Jagdschloß Mageregg, ob Maria Loretto, 1652 im italienischen Stil errichtet, oder der repräsentative zehnachsige Herrschaftsbau Em-mersdorf - sie alle bereichern Landschaft und kulturelles Umfeld von Klagenfurt.

Eine Kulturwanderung durch Klagenfurt und seine Umgebung bietet viel. Doch eine Voraussetzung sollte man mitbringen: Zeit. Klagenfurt ist es wert, mehr als nur einen flüchtigen Eindruck mit nach Hause zu nehmen. Denn nicht zuletzt durch die Anstrengungen der Stadtverwaltung und die tätige Mithilfe der Bevölkerung kann die südlichste Landeshauptstadt Österreichs heute den Besuchern historische Kleinodien und ein faszinierendes Gesamtbild bieten.

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