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Masualmen gegeu die Loreu

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I’m Buch Daniel wird erzählt, wie Daniel im fremden Land, dreimal am Tag trotz des Verbots im Obergemach seines Hauses, die Fenster nach Jerusalem hin offen, niederkniete und sein Gebet und seinen Lobpreis an seinen Gott richtete. Deswegen wird er verhaftet und in die Löwengrube geworfen. (Dan., 6.)

Dies sind die Namen der Löwen, die uns bedrohen:

Der Konsum-Löwe: er brüllt nicht, er schmeichelt sich ein. Wer ihn aber streichelt, den wird er verschlingen.

Der Löwe der Anpassung: er flüstert mit weicher Stimme dir zu: Falle nicht auf. Sei nie du selbst, sondern immer so wie du glaubst, daß die anderen, die du nicht magst, wollen wie du bist. Zeige nie dein eigenes Gesicht, lebe von Leihgaben. Erhebe deine Stimme nicht gegen Unrecht, bringe nie eine Gegenstimme. Gehe den Menschen nach, gehe ihnen nicht entgegen. Gehe in dich. So gehst du ein.

Der Löwe der Blendung: sanft wischt er dir die Augen aus, und du kannst nicht mehr sehen: die Gewalt um dich herum, und die Menschen die leiden, und die Zärtlichkeit des kleinen Regens auf die Blätter des winzigen Baumes im Hof. Du bist geblendet und verloren.

Der Morgenlöwe der Macht: er treibt dich an: du kannst alles machen. Bau auf deine Karriere, erziehe deine Kinder zum Tode. Vergiß auf die selbstwachsende Saat, auf das Spielen der Kinder. Gehe über Leichen - bis du selber gestorben bist.

Der Mittagslöwe der Resignation, der dir dauernd einredet: da kannst du nichts machen, auf dich kommt es nicht an. Vergiß auf deine Träume, du hast geträumt von etwas, das es nicht gibt. So schläftst du ein, für immer.

Der Abendlöwe der Verbitterung und Verzweiflung. Er bringt dir Angst und Einsamkeit, iß nur, sagt er, etwas anderes gibt es nicht. Und du nimmst dieses Gift.

Am nächsten Tag, so wird weiter über Daniel erzählt, findet man ihn in der Löwengrube „ohne die geringste Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut“.

Beten ist: sein wie Daniel unter den Löwen.

Beten ist: die Löwen nicht ernst nehmen, nicht einmal bekämpfen, sondern das Herz dorthin richten, wo alles anfangt und alles hinführt. Und die Löwen, wo sind die Löwen? Die Löwen haben sich davongeschlichen, du aber, du bist ohne die geringste Verletzung, denn du hast deinem Gott vertraut.

Dr. Joop Roeland OSA ist Hochschulseelsorger in Wien

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