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Oberösterreich begeht 200-Jahr- Jubiläum

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Die Ursache für den bayerischen Erbfolgekrieg, der im sächsischen, böhmischen, mährischen und schle-sischen Grenzraum geführt wurde, waren die Ansprüche Kaiser Joseph II. auf Bayern nach dem Tode des Kurfürsten Maximilian Joseph. Obwohl dessen Erbe, Kurfürst Karl Theodor, mit den österreichischen Vorschlägen zum Erwerb bayerischer Gebiete im allgemeinen einverstanden war, erhob König Friedrich II. von Preußen gegen eine Vergrößerung der habsburgischen Monarchie im süddeutschen Raum Einspruch und versuchte, praktisch ganz Europa gegen die Pläne des Kaisers zu alarmieren - tatsächlich gelang ihm das allerdings nur im Fall von Sachsen.

Als sämtliche Bemühungen, die Meinungsverschiedenheiten friedlich zu regeln, gescheitert waren, überschritten am 5. Juli 1778 preußische Truppen die böhmische Grenze und drangen bis zur Elbe vor, wo die Österreicher eine starke Abwehrstellung errichtet hatten. Diese trug wesentlich dazu bei, daß es König Friedrich nicht gelang, die Kaiserlichen zu einer Entscheidungsschlacht zu zwingen. Nachdem schon im März 1779 ein Waffenstillstand abgeschlossen worden war, erfolgte am 13. Mai 1779 der Friede von Teschen, durch den Österreich die bayerischen Gebiete ostwärts des Inn zugesprochen wurden, die am 31. Mai 1779 die Bezeichnung „Innviertel“ erhielten.

An die Tatsache sollen nun 1979 zahlreiche Veranstaltungen in Oberösterreich erinnern, die mit einer großen ostbayerisch-innviertleri-schen Krippenausstellung im Augustinerchorherrenstift Reichersberg am Inn vom 11. November bis 10. Dezember 1978 und mit der Eröffnung des renovierten Schlosses Zell an der Pram am 14. Jänner 1979 beginnen.

Für den Festakt und die Festakademie in Ried im Innkreis wurde der 20. Mai 1979 fixiert. An dieser Großveranstaltung nehmen nicht nur Abordnungen der drei Innviertier Bezirke, sondern auch Gruppen aus ganz Oberösterreich und Bayern teil. Eine „Historische Dokumentation zur Eingliederung des Innviertels 1779“ wird im Rieder Volkskundehaus am 12. Mai 1979 eröffnet und bis 4. August 1979 zu sehen sein; verantwortlich dafür zeichnen Geschichtswissenschaftler aus Salzburg und Linz. Überdies wird in Ried am 30. April 1979 ein Denkmal enthüllt, das symbolisch auf die zweihundertjährige Zugehörigkeit des Innviertels zu Österreich hinweist; der Entwurf stammt vom akad. Bildhauer Prof. Max Stockenhuber (Linz).

Für die oberösterreichische Landesausstellung „Die Bildhauerfamilie Zürn“, die vom 27. April bis 28. Oktober 1979 dauert und im ehemaligen Kapuzinerkloster in Braunau am Inn eingerichtet wird, sind die Pläne konkretisiert. Danach bilden den Kern der Schau, für die auch zahlreiche Leihgaben aus Bayern erwartet werden, die barocke Bildhauerfamilie Zürn und ihre Zeitgenossen. Doch es geht dabei nicht nur darum, das Schaffen dieser Künstler mit ihren qualitätsvollsten Werken vorzustellen, sondern gleichgewichtig ist der kultur- und kunstgeschichtliche Bogenschlag von Schwaben bis ins österreichische und Mährische im Zeitraum von etwa 1530 bis nach 1700. Es ist zu erwarten, daß mit der Präsentation der Familie Zürn eine gleiche Wirkung erzielt werden kann wie mit der Familie Schwanthaler, die 1974 im Stift

Reichersberg am Inn mit großem Erfolg vorgestellt wurde.

Die Stadt Schärding wird im Inn-viertler Jubiläumsjahr 1979 einen musikalischen Schwerpunkt bilden, konturiert vor allem durch die Aufführung von Beethovens IX. Symphonie mit den Münchener Philharmonikern in der Schärdinger Stadtpfarrkirche am 30. Juni 1979. Ferner sind geplant ein Konzert des Linzer Brucknerorchesters am 14. Oktober 1979 sowie ein Pontifikalamt des Bischofs von Passau in Anwesenheit der Innviertier Prälaten und der Äbte von Kremsmünster und Wüten. Von den weiteren musikalischen Veranstaltungen sei nur das österreichisch-bayerische Blasmusiktreffen in Schärding im Sommer 1979 vermerkt. Im Juni 1979 ist eine literarisch-musikalische Veranstaltung im Schloß Zell an der Pram in Aussicht genommen, bei der Wiener Burgschauspieler aus den Werken von Michael Denis, Hans Carossa und Richard Billinger lesen.

Schließlich werden in zahlreichen Innviertier Gemeinden Külturwo-chen und ähnliche Veranstaltungen organisiert, die weitestgehend auf das 200-Jahr-Jubiläum abgestimmt sind. Es ist deshalb zu erwarten, daß das Jahr 1979 in Oberösterreich und Bayern zu einem großen Fest wird, zu dem jedermann herzlich willkommen ist.

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