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Sommer in Wien
Alle Jahre wieder erscheint Lehärs „Lustige Witwe“ am Sommerspielplan des Theaters an der Wien und macht volle Häuser. Dafür sorgen diesmal in erster Linie Mirjana Irosch als gesanglich und darstellerisch hervorragende Hanna Glawari und Harald Serafin als Danilo, Nachfolger „Juppi“ Heesters, den er an Eleganz zwar nicht erreicht, aber naturburschenhaft-sympathisch als eine Art Operetten-Mandryka gibt. Vera Berzsenyis Spiel kommt besser an als ihr Gesang, in dem sie ihr Partner Alois Aichhorn als stürmisch werbender Rosillon bei weitem übertrifft. Volles Lob verdienen Rudolf Wasserlof als geistig sparsam bedachter Operettenminister vom Dienst und Ossy Kolman als unübertrefflich blödelnder Gesandtschaftskanzlist Njegus. Ein von Rudolf Bibl temperamentvoll dirigiertes Orchester, Rolf Kutscheras einfallsreiche Inszenierung inmitten der prächtigen Ausstattung Ita Maxi-mownas und ein von Pavel Smok choreographiertes, vorzügliches Ballett trugen zum großen Erfolg der Aufführung bei.
Ein besonders schöner Abend war ein Gedenkstättenkonzert im Palais Rasumofsky mit einem gerade für dieses Haus passenden Beethoven-Programm. Das Haydn-Trio (Medji-morec, Schnitzler und Schulz) bewährte sich als ausgezeichneter Interpret von Beethovens Es-Dur, Opus 1, Nr. 1, und der Variationen „Ich bin der Schneider Kakadu“. Als interessante, reizvolle Beigabe hörte man Volksliedbearbeitungen Beethovens mit Gesang und Klavier-, Geige- und Cellobegleitung. Ulrike Meli war eine mit dem Vortrag dieser kleinen Kostbarkeiten sehr vertraute Sopranistin.
In einem Arkadenkonzert der Slowakischen Philharmonie kam unter der Leitung Ludovit Rajters das Zwischenspiel und die Karne-valsmuisik Franz Schmidts aus „Notre-Dame“' zur Aufführung, und man freute sich, wieder einmal eine Komposition dieses viel zuwenig geschätzten heimischen Symphonikers zu hören. Vorher erklang Mozarts „Haffnersymphonie“ (KV 385) in einer beschwingten Wiedergabe dieses zuerst als Serenade gedachten Werkes.
Den Beschluß machte Dvofäks 7. Symphonie mit ihrer so folkloristischen Melodik; hier konnte sich die Musizierfreude des Orchesters auch in klanglicher Beziehung voll und ganz ausleben.
Unter der exakten Stabführung Milan Horvats trat das ORF-Orchester zum erstenmal in einem Arkadenkonzert auf. Bartöks fünfsätziges „Konzert für Orchester“ mit Mon-sterhläser- und Schiagzeugeinsatz, mit der etwas sentimentalen Heimat-erinnerungs-„Elegie“ und dem ineinanderfließenden, ständigen Taktwechsel in dem frechen „Intermezzo interrotto“ erzielte auch diesmal seine schon oft erprobte Wirkung. Theodor Berger, einst eine große österreichische Komponistenhoffnung, konnte mit seinem „Rondo ostinato“ für Bläser und Schlagzeug nur einen bescheideneren Erfolg buchen. Schließlich erfuhr Beethovens 4. Symphonie in ihrer heiter gestimmten Grundierung als ruhender Pol zwischen den beiden Modernisten eine sommerlich nachsichtige Ausführung.
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