Etwas, das „meisterlich“ gelingt, wird hoch geschätzt. Die Meisterinnen und Meister selbst hingegen genießen weit weniger gesellschaftliche Wertschätzung. In die Lehre statt in die Oberstufe eines Gymnasiums zu gehen, wird nicht selten als zweit-, ja drittbeste Alternative für jene angesehen, die es eben nicht in die „höhere“ Bildung schaffen. Schon deshalb ist der kräftige „duale“ Akzent im Bildungskapitel des türkis-grünen Regierungsprogramms zu begrüßen. Denn eine stärkere Verschränkung von Bildung und Berufsausbildung ist so überfällig wie die wechselseitige Durchlässigkeit der jeweiligen formalen (Aus-)Bildungswege.
Dass der Meister/innen-Titel künftig – wie ein akademischer Titel auch – dem Eigennamen vorangestellt werden kann, ist mehr als Zierrat. Denn schon heute steht eine erfolgreich absolvierte Meisterprüfung gemäß dem auf europaweiten Vergleichs-Einstufungen beruhenden „nationalen Qualifikationsrahmen“ auf derselben Stufe wie „Bachelor“ und „Ingenieur“. Auch die regelmäßige Anpassung der Ausbildungspläne an neue Erfordernisse – von der Digitalisierung bis hin zu fachspezifischen technischen Innovationen – macht Sinn. Das Forcieren „post-sekundärer“, an die Matura anschließender Berufsausbildung ebenso.
Entwertung von Bildungsabschlüssen
All diese Maßnahmen können allerdings nur erste Schritte zur Lösung des von der Bildungspolitik hartnäckig verdrängten Problems einer manifesten „Über-Akademisierung“ sein. Symptomatisch dafür ist der merkwürdige Kontrast zwischen einer weit verbreiteten sozialen Geringschätzung berufsorientierten Lernens einerseits und einer schleichenden Entwertung von als höherwertig angesehenen Bildungsabschlüssen.
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