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Trauriges Lustspiel

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Smetanas „Verkaufte Braut“ kam bei der Premiere im Innsbrudcer Landestheater wegen ihres volkstümlichen Charakters und der heiter-einfachen Handlung zwar beim Publikum an, doch war .insgesamt die Aufführung enttäuschend, besonders wenn man an andere Opern im Landestheater, namentlich die glanzvolle „Tosca“ der Spielzeiteröffnung, denkt. Nun ist Smetanas berühmte Nationaloper, dieses musikalische Lustspiel mit ihrer Symbiose aus Volks- und Kunstmusik, sicher alles andere als leicht, die Ouvertüre etwa ist geradezu berüchtigt schwierig. Orchester und Dirigent Robert JVess-ler waren gerade hier von erstaunlicher Präzision und Exaktheit, doch fehlte die schwungvoll mitreißende musikantische Virtuosität, die diese Ouvertüre zu einer idealen Einstimmung auf das buhte Geschehen machen kann. Leider wurde der Abend dann auch vom Sängerischen her nicht gerade zu einem Vergnügen. Lautstärke blieb Trumpf, das galt besonders für die von Horst Wichmann einstudierten Chöre, die es geradezu darauf abgesehen zu haben schienen, die Solisten zu überdecken. Das praktizierte auch das Orchester, was in einigen Fällen vielleicht auch gut war. Immerhin: Linda Trotter als Marie und Helmut Holzapfel als Wenzel machten ihre Sache gut, sehr gut sogar. So wurde auch die Szene zwischen den beiden eindeutig zum Höhepunkt des Abends. Franz Nagl als Kezal, in dieser Prachtrolle des komischen Basses, erschien schwach und indisponiert, Wolfgang Fassler war mit der Rolle des Hans total überfordert, der, forciert und falsch in der Höhe, Anlaß zu der Frage gibt, warum man durch diese Fehlbesetzung einen zweifellos begabten jungen Künstler so Raubbau an seiner Stimme treiben lassen muß. Schlimm war auch das gänzlich mißlungene Sextett.

Oper ist Musiktheater. Auch das von Rene Slezak einstudierte, und dieses Mal wirklich gute Ballett, dessen Zirkusszene reizend war, das gefällige Bühnenbild von Hansjörg Stock mit dem hübschen Einfall der Blumenbänder, die nur von der Regie zu oft genutzt wurden, die geschmackvollen Kostüme glichen die Mängel nicht wieder aus, ebensowenig wie Alexander Meissners nicht besonders originelle, aber immerhin belebte Regieführung. — Doch konnte das Vergnügen für die Augen das für die Ohren nicht ersetzen. Dieses musikalische Lustspiel, vielleicht eines der schönsten in der Opernliteratur überhaupt, verdient eine angemessenere Verwirklichung.

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