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Priester-Sein
Es ist gar nicht leicht, ein paar Worte über den eigenen Weg zu Papier zu bringen, über die eigene Entscheidung, Priester zu werden. Vielleicht liegt die Schwierigkeit wesentlich darin, daß alles ganz einfach war. So sehr, als wollte man die Erfahrung einer sommerlichen Bergwiese dadurch vermitteln, daß man von jeder Blume und von jedem Blatt sorgfältig ein Exemplar pflückt und es zwischen Löschpapier aufbewahrt, um dann dem nächsten Besucher den Stapel unter die Nase zu halten und zu sagen: „Siehst Du, das ist eine Bergwiese.”
Warum dann die Mühe? Weil ich glaube, daß die Kirche auch heute noch Priester braucht (nicht im Sinne eines Vorrangs; sie braucht ebenso engagierte Laien und Ordensleute, Männer und Frauen). Und weil ich glaube, daß Gott auch heute noch Menschen ruft, ihm auf diesen Weg zu folgen. Zugleich aber sehe und erlebe ich, daß Priester-Sein ein völlig spannender und aufregender und schöner Weg ist. Heute und in dieser Welt. Ein Weg, den zu wagen sich lohnt. Nicht ohne Kreuz, aber mit der Auferstehung als dem letzten Wort. Weil Gott uns nämlich schon hier und jetzt in Seine Freiheit ruft und uns Seine Freude schenken will (das gilt natürlich wiederum für Priester und Laien, aber eben auch für Priester).
Und der eigene Anfang? Von besonderen Erlebnissen oder außergewöhnlichen Erfahrungen kann ich nicht berichten. Allenfalls yon Freunden, denen Kirche wichtig war. Vom Abendgebet zu Hause als Kind, vom Beligionsunterricht vielleicht/oder später von der gesungenen Vesper der Mönche an der ich manchmal (hinten und still) teilgenommen habe. Und irgendwann kam dann der Gedanke, daß dies mein Weg sein könnte. Mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Und ich habe den Gedanken hartnäckig weggewischt. Ausgerechnet Priester. Und ausgerechnet ich. Aber dann habe ich doch begonnen, darüber nachzudenken. Nicht zuletzt im Gebet und im Gespräch mit Menschen, zu denen ich Vertrauen hatte und habe. Die ersten Semester Theologie waren der nächste Schritt. Und dann habe ich mich ins Priesterseminar gewagt, zu einem ersten Gespräch und schließlich mit der Bitte um Aufnahme. Und ich bin froh darüber...
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