weltjugendtag 23 I - © flickr.com/photos/milseelsorge

Weltjugendtag 2023: Katholischer Schmelztiegel

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Der Weltjugendtag hat mehr als eine Million Menschen im Namen der Kirche nach Lissabon gebracht. Kann das Bild der Weltkirche auch im Alltag bestehen? Ein Nachbericht.

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Der Weltjugendtag hat mehr als eine Million Menschen im Namen der Kirche nach Lissabon gebracht. Kann das Bild der Weltkirche auch im Alltag bestehen? Ein Nachbericht.

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Gesperrte Straßenzüge, singende Jugendgruppen mit Fahnen aus aller Welt, christliche Popkonzerte, die durch die ganze Stadt hallen. Das war die portugiesische Hauptstadt Lissabon vor drei Wochen. Mit dem katholischen Weltjugendtag (WJT) erreichte die Stadt einen Ausnahmezustand. Mittlerweile ist der sommertouristische Alltag zurückgekehrt. Am Ufer des Tejo erinnert noch die 2,9 Millionen teure Altar-Bühne an die Tage, an denen Papst Franziskus mit Menschen aus aller Welt Andacht gehalten und Messe gefeiert hat. Sie soll auch in Zukunft hier stehen bleiben und als Event-Bühne weitergenutzt werden.

Die Frage, wie nachhaltig die Botschaften des Pontifex für die Teilnehmer waren – und vor allem, was inhaltlich von dem katholischen Mega-Event bleibt, steht aber nicht nur auf der iberischen Halbinsel im Zentrum. Immerhin nahmen knapp 1,5 Millionen Menschen aus zumindest 184 Ländern an der vielfach auch als „Glaubensfestival“ bezeichneten Veranstaltung teil. 3000 Menschen davon sind auf unterschiedlichsten Wegen aus Österreich angereist.

Außerhalb der Komfort-Zone

Fragt man Teilnehmer nach den Strapazen, die sie während der Pilgerreise auf sich genommen haben, wird oft eine lange Liste aufgezählt, dabei aber kaum gejammert. Die jungen Menschen, die bei einem Weltjugendtag zusammenkommen, scheuen sich meist nicht davor, an ihre Grenzen zu gehen und aus ihrer Komfort-Zone auszubrechen. Die 23-jährige Steirerin Melanie Pölzl ist eine dieser jungen Menschen. Um nach Lissabon zu kommen, pilgerte sie mit der französischen Communauté Saint-Martin und rund 600 Teilnehmer(inne)n aus Frankreich sowie 100 weiteren aus dem deutschsprachigen Raum.

Auf dem Programm stand unter anderem eine mehrtägige Fußwanderung in den Wallfahrtsort Fatima. Das Warum ist für Pölzl leicht beantwortet. „Es ist eine wunderbare Gelegenheit, Weltkirche hautnah zu erleben“, erzählt sie am Rande einer deutschsprachigen Rise-Up-Veranstaltung vor der Universität Lissabon. Kurz zuvor hat der deutsche Bischof Stefan Oster davon gesprochen, „umsonst zu geben, umsonst zu lieben“. Das habe sie besonders berührt.
Mehrere hundert Pilger aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind vor der Universität zusammengekommen. Drei Tage lang hat es dort Impulse, Katechesen und Messfeiern gegeben. Auch die Gruppe von Militärdekan Stefan Gugerel stimmt sich hier auf die weiteren Events mit dem Papst ein. Während es für Pölzl nach Krakau 2016 bereits der zweite Weltjugendtag ist, sind die Teilnehmer der Militärdiözese, auf die sie hier beim Rise-Up trifft, zu einem überwiegenden Teil das erste Mal bei der Großveranstaltung dabei. Die 44-köpfige Gruppe bildet im Kleinen ab, wie divers die Menschen bei diesem Event sein können. Unter den 20-bis 30-Jährigen aus ganz Österreich treffen religiös bzw. kirchlich Interessierte auf jene, die zuvor weniger Berührungspunkte mit dem Glauben hatten, aber auf das Massenereignis gespannt waren. Dennoch sei es gelungen, als Gruppe unterwegs zu sein, sagt Gugerel: „Das scheint mir wesentlich realistischer als konforme Massen ,gläubiger‘ oder ,säkularer‘ Kohorten, die oft Pauschalurteilen ausgesetzt werden“, meint der Militärdekan.

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