6604928-1954_12_06.jpg
Digital In Arbeit

Christengräber aus dem ersten Jahrhundert

Werbung
Werbung
Werbung

Die Ausgrabungen der Franziskaner-Archäo- logen auf dem Westhang des Oelberges bei Jerusalem, nahe der Ruine, die in der Pilgertradition „Dominus Flevit“ (wo der Herr über Jerusalem weinte) genannt wird, haben bedeutende Resultate ergeben. Zum erstenmal wurden Grabstätten des ersten nachchristlichen Jahrhunderts aufgedeckt, in denen zweifellos Christen begraben waren. Zahlreiche Ossarien (Steintruhen, in denen Gebeine bei Wiederbelegung der Felsengräber gesammelt wurden) sind gefunden worden, von denen einige Ossarien seltene Hausform kleinasiatischer Sarkophage haben. Die Inschriften nennen Jairus, Martha, Maria, einen Simon bar Jona, einen Filon von Cyrene, Namen, die in ihrer Zeit häufig waren, aber durch die Nähe Bethaniens noch an Interesse gewinnen.

Grabbeigaben datieren die Grabhöhle klar in das erste nachchristliche Jahrhundert, trotzdem finden sich auf den Ossarien das „Konstantin-Monogramm“ und Kreuze, die sich durch Beifügung der Buchstaben I. X. B. (Jesus Christos Basileus) unzweifelhaft als christliche Symbole präsentieren. Die Annahme, daß das Kreuz erst im vierten Jahrhundert als christliches Symbol auftrete, ist damit unhaltbar geworden. Der jüngst verstorbene jüdische Archäologe Sukenik, der ein isoliert gefundenes Ossarium mit dem Kreuz als christlich bezeichnete, was von der Klerikerarchäologen Jerusalems bestritte»- wurde, ist damit posthum gerechtfertigt.

Auf dem „Feld der Schäfer“ bei Bethlehem hat jüngst der Patriarch von Jerusalem den Grundstein einer neuen Kirche an der Stätte der Engelsbotschaft gelegt. Die Wallfahrtsstätte, wie alle neuen Franziskanerkirchen Palästinas, ist von dem römischen Architekten B a r 1 u z z i entworfen, der vor ein paar Jahren allgemeines Aufsehen durch seinen phantastischen Entwurf eines Neubaues der

Grabeskirche in Jerusalem erregt hat. Die Kirche auf dem Schäferfeld wird ein kuppelgekrönter Zentralbau über dem fünfzackigen Grundriß de« Sternes von Bethlehem «ein. Da« Bronzetor und die vier Hirten in Bronze, welche den Altar tragen, wird der italienische Bildhauer Cambellotti entwerfen, von dem auch der Bronzeengel über dem Portal stammt. Professor M o r t e t, der Meister der Bronzetore von Bethlehem, wird die Leuchter und Kreuze schaffen, während M i n g h e 11 i diVogheredie Engel der Kuppel und die

Hirten- und Herdenreliefs der Vorhalle beisteuert. Das Kirchlein wird derart das Beste und Kostbarste der im Vergleich zu Frankreich konservativen Sakralkunst Italiens repräsentieren.

Die Kosten de« Neubaues werden von den Katholiken Kanadas gestiftet. Nach Vollendung der Neugestaltung des mittelalterlichen Kreuzganges von Bethlehem und der prunkvollen neuen Kirche in Bethanien ist dies das dritte große Bauanliegen des Franziskanerordens in der Nachkriegszeit.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung